Geschrieben von: Klaus Saalfeld
Band: The Night Flight Orchestra
Album: Sometimes The World Ain’t Enough
Genre: Classic Rock
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 29.06.2018
Eine der größten musikalischen Überraschungen des vergangenen Jahres waren sicherlich THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA, deren Album „Amber Galactic“ nicht nur von der Fachpresse abgefeiert und für die schwedische Ausgabe des Grammy nominiert wurde, sondern auch die deutschen Album-Charts entern konnte (immerhin Platz 43!). Nun folgt gerade einmal dreizehn Monate später der Nachschlag in Form von „Sometimes The World Ain’t Enough“. Diese relativ kurze Zeitspanne zwischen den beiden Alben lässt zum einen auf ungebrochene Kreativität, zum andern als Konsequenz der überaus erfolgreichen Tour auch auf reichlich Spaß an dieser Art von Musik der beteiligten Mitglieder von Soilwork und Arch Enemy schließen. Allerdings läuft so ein Schnellschuß auch schnell Gefahr zum Rohrkrepierer zu verkommen, von daher habe ich mich der Scheibe sowohl mit Vorfreude als auch einer gewissen Skepsis angenommen.
Verteilt auf zwölf neue Songs enthält „Sometimes The World Ain’t Enough“ alles, was THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA auszeichnet. Große Melodien mit einem Schuß Melancholie, starke Gesangsleistungen einschließlich fetter Chöre und diversen akustischen Spielereien, alles etwas Over The Top, aber dennoch wohl akzentuiert und ausgewogen.
„Sometimes The World Ain’t Enough“ startet mit dem furiosen „This Time“ ähnlich schwungvoll wie seinerzeit „Midnight Flyer“, ein großer opulenter Rocker mit tollem Chorus und ausladendem Keyboard-Solo, dessen Eingangsthema mich ein wenig an das legendäre „Live And Let Die“ (Wings) erinnert. Das nachfolgende „Turn To Miami“ ruft zum ersten Mal zum Gang auf die Tanzfläche, 80er Disco-Rock mit klebrigen Keyboard Sounds und einer nach der Insulinspritze schreiendem Refrain.
Nicht weniger tanzbar, aber wesentlich weniger süßlich folgt das funkige „Paralyzed“, einer der herausragenden Tracks des Albums, bei dem sich die Schweden ein wenig selbst zitieren („Gemini“ lässt grüßen). Mit dem flotten Titeltrack, dem relaxten „Moments Of Thunder“ sowie „Speedwagon“ (warum fehlt mir hier REO von dem Titel ?) folgt ein AOR-Dreierpack vom feinsten, bei dem insbesondere die beiden letztgenannten Songs Kindheitserinnerungen an Bands wie Toto und/oder Supertramp aufkommen lassen.
Sollte es noch eines Beweises bedürfen, wie stadiontauglicher, leicht poppiger AOR in Perfektion zu klingen hat, dem sei der 80er Jahre Gedächtnis-Schmachtfetzen „Lovers In The Rain“ empfohlen, besser kann man es nicht machen. Auf „Can’t Be That Bad “ geht es dann mal vergleichsweise rockig zu Sache , bevor mit „Pretty Thing Closing In“ zwar eine groovige 70er Jahre Disco Nummer folgt, die aber insgesamt dann doch ein wenig beliebig an den Gehörgängen vorbei rauscht.
„Barcelona“ ist Bombast Rock vom Feinsten, dessen Chorus abermals an ein früheres Werk („Roads Less Traveled“) erinnert, dafür aber mit einem – leider viel zu seltenem – knackigen Solo glänzt. „Winged and Serpentine“ ist ein weiterer „Supertramp“ Song, der ähnlich wie „Pretty Thing Closing In“ nicht sonderlich hängen bleibt. Es folgt mit „The Last Of The Independent Romantics“ die mit Abstand längste Nummer des Albums, eine Classic-/Bombast Rock Hymne, die einen trotz ihrer Laufzeit zu jeder Sekunde packt und im letzten Drittel in Prog Gefilde abdriftet. Ganz großes Kino!
Bezogen auf meine eingangs erwähnte Skepsis waren meine Befürchtungen völlig unbegründet. „Sometimes The World Ain’t Enough“ steht seinem Vorgänger „Amber Galactic“ in Sachen Hitdichte und Spielfreude in nichts nach, auch wenn – wie beschrieben – zwei etwas schwächere Songs vertreten sind. Wer die Band noch nicht für sich entdeckt hat und dem Classic Rock der siebziger und achtziger Jahre mit leichter Pop/Disco Schlaghose… ähh… Schlagseite nicht abgeneigt ist, der sollte dieses Album unbedingt mal antesten.
Trackliste:
- This Time
- Turn to Miami
- Paralyzed
- Sometimes the World Ain’t Enough
- Moments of Thunder
- Speedwagon
- Lovers in the Rain
- Can’t Be That Bad
- Pretty Thing Closing In
- Barcelona
- Winged and Serpentine
- The Last of the Independent Romantics
Line Up:
Björn Strid: Gesang
David Andersson: Gitarre
Sharlee D‘Angelo: Bass
Richard Larsson: Keyboards
Sebastian Forslund: Gitarre, Percussion
Jonas Källsbäck: Drums
Mehr Infos:
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Video zu „This Time“
Video zu „Lovers In The Rain“