This Is Not Utopia – A Question Of Etiquette

Design: Nico Frieborg

Geschrieben von Katja Maeting
Band: This Is Not Utopia
Album: A Question Of Etiquette
Genre: Modern Metalcore
Plattenfirma: unsigned
Veröffentlichung: 31. Mai 2019

Egal, was ich bei diesem Cover erwartet habe, definitiv aber nicht das, was ich dann zu hören bekam. Der Punkt geht also schon mal an die Jungs von This Is Not Utopia. Und auch musikalisch können die Jungs aus Norddeutschland mit ihrem Debütalbum „A Question Of Etiquette“ bei mir punkten, zeigen sie hier doch, welche musikalische Entwicklung sie seit ihrer Gründung 2012 zurückgelegt haben. 

Schon beim ersten Song „Paper Street“ fällt auf, dass die Fünf auf das extreme Klischee bitterböse Shouts in Strophen contra engelsgleicher Klargesang im Refrain zum Glück verzichten und so angenehm erwachsen klingen. Die Rhythmus-Fraktion dominiert von Beginn an und zieht sich die Gitarren zur Aushärtung mit heran, im Refrain kommt dann zwar Klargesang, der aber mehr Daseinsberechtigung hat als puren Zuckerguss und die kompakte Melodie wird deutlich vom Rhythmus-Geflecht gestützt. Entsprechend ausgeprägt und mit ordentlich Härtefaktor kommt auch der Breakdown aus den Boxen geknallt. „Recursion“ stellt hingegen die Melodie mehr in den Vordergrund, mit einem einprägsamen Riff-Motiv und intensiven ruhigeren Passagen. Hier setzen die Cleans die auffälligen Momente, während die Shouts als Ziermomentum über die dominante Melodielinie spazieren, die sich ihren Weg vom druckvollen Rhythmus-Agieren ebnen lässt. 

„S.L.B.“ ist eine weitere positive Überraschung auf der Scheibe, denn der Track verbreitet insbesondere in der Eröffnung und im Refrain Alternative Rock Feeling, während die Strophen eine interessante und funktionierende Fusion aus beidem bilden, mit wechselnden Schwerpunkten. Treibende Drums versus lockere Gitarren-Melodie, kompakte Passagen im Wechsel mit aufgelockerten Momenten und Veränderungen im Charakter der einzelnen Instrumente machen aus dem Song den auffälligsten Track des Albums. Mit dem letzten Song „Flatlines“ steht für mich dann ein großes Fragezeichen am Ende von „A Question Of Etiquette“, denn so richtig warm werde ich mit dem Stück auch nach mehreren Durchgängen nicht. Mit 5,5 Minuten Spielzeit auf Langstrecke angelegt, geht ihm manchmal die Luft aus, denn schon der überlange Intro-Part vermag nicht wirklich die Aufmerksamkeit zu fesseln. Die nach 1,5 Minuten reingrätschenden Shouts haben infolgedessen zwar einen kurzen Hallo Wach-Effekt, aber die anschließend übernehmenden Cleans brauchen auch noch etwas Anlauf bis alles zusammen dann endlich eine ordentlich funktionierende, aber unauffällige Mischung ergibt, die leider zu oft das einleitende Motiv wieder aufgreift. Hier wäre weniger (Spielzeit) definitiv mehr gewesen, der Song hat einen längeren Atem als ich in meiner Zuhörer-Rolle.

In der Gesamtheit kann man aber feststellen: This Is Not Utopia liefern auf ihrem Debüt druckvollen, modernen Metalcore, der ohne Zuckerschock daherkommt. Mit „A Question Of Etiquette“ platzieren sie sich stabil und mit einer guten Ausgangsposition im Feld der vielversprechenden Metalcore-Nachwuchsbands, die in den letzten Jahren „Made In Germany“ auch zu einem Qualitätssiegel im Core-Bereich gemacht haben. Ich würde mir hier lediglich noch eine etwas schärfer konturierte musikalische Visitenkarte wünschen, dieses gewisse Etwas, das sofort „This Is Not Utopia“ schreit. Zwischen den einzelnen Stücken ist die Kongruenz noch spürbar ausgeprägt, aber Songs wie „Recursion“, „S.L.B“. und „Ergosphere“ gehen da definitiv in die richtige Richtung und mehr kann man von einem Debütalbum auch nicht verlangen. Für mich liefern die Jungs mit „A Question Of Etiquette“ auf jeden Fall einen guten Grund, sie im Auge und Ohr zu behalten. 

Von mir gibt es 7,5 von 10 Hellfire-Punkten

Trackliste:
01. Paper Street
02. Apex Predator
03. Recursion
04. Stoa
05. Wolfsbane
06. Acceptance
07. John Doe
08. Craving
09. S.L.B.
10. Ergosphere
11. Fahrenheit
12. Flatlines

Line-up:
Cedric – Vocals
Alex – Guitar
Jasper – Drums
Tobi – Bass/Vocals
Nico – Guitar

Weitere Infos:
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