Tomorrow’s Rain – Hollow

© Tomorrow’s Rain

 

Geschrieben von Marco Gräff
Band: Tomorrow’s Rain
Album: Hollow
Genre: Dark (Death) Doom Metal
Plattenfirma: AOP Records
Veröffentlichung: 11.09.2020

 

Bis ins Jahr 2002 reichen die Anfänge der israelischen Band TOMORROW’S RAIN (damals noch unter dem Namen „Moonskin“ gegründet). In jener Zeit entstanden auch schon die ersten Songs wie z. B. Trees. Durch diverse private Probleme, Depressionen usw., schaffte man es nie wirklich als Band Fuß zu fassen. Meist kam man in diversen Besetzungen zusammen für einen einzelnen Gig in ihrer Heimat zu spielen. Dann war wieder für längere Zeit Ruhe. Mitbegründer Maor Appelbaum zog es nach Kalifornien, blieb nur noch Yishai Swearts.

Erst 2015 gelang so etwas wie ein Neustart, der sich bis heute halten sollte. Seit 2011 unter dem aktuellen Namen, können TOMORROW’S RAIN auf wenige, aber hochkarätge Shows zurückblicken. Kein Wunder, ist Sänger Yishai Swearts in seiner Heimat Israel ein bekannter Promoter für Metal Bands. So war es ihm ein leichtes, seine Band im Vorprogramm von ‚Epica‘, ‚Dark Tranquility‘, ‚Paradise Lost‘, ‚Kreator‘, ‚Tribulation‘, ‚Swallow The Sun‘, ‚Draconian‘, ‚Rotting Christ‘ und ‚Orphaned Land‘ zu platzieren.

Womit sich dann auch ein weiterer Kreis schließt. Auf deren nun erscheinendem Debütalbum HOLLOW, geben sich so einige namhafte Gaststars die Klinke in die Hand. Aaron Stainthorpe (My Dying Bride), Greg Mackintosh (Paradise Lost), Jeff Loomis (Arch Enemy/Nevermore), Fernando Ribeiro (Moonspell), Spiros Antoniou (Septicflesh), Sakis Tolis (Rotting Christ), Mikko Kotamaki (Swallow The Sun), Kobi Farhi (Orphaned Land), Anders Jacobsson (Draconian), Shlomi Bracha (Mashina) und Lisa Cuthbert (Session live vocals of The Sisters Of Mercy).

Da wird nicht gekleckert, da wird geklotzt. Auch was die Promotion vom Label AOP Records angeht. Große und frühzeitige Werbeseiten, bisher vier Videos und reichlich Werbung in den sozialen Medien. Da wird man natürlich hellhörig und äußerst neugierig. Nicht nur auf Grund der ganzen Gäste. Aber kann die Musik das halten was hier einem alles versprochen wird?

Nun, im Großen und Ganzen fahren die Israelis schon ordentlich auf. Death Doom Metal, der oft am Death Doom früherer ‚Paradise Lost‘ oder ‚Katatonia‘ erinnert und viel mit Gothic Rock / Metal angereichert wird. Aber auch an die finnischen ‚Swallow The Sun‘ erinnert. Von daher verwundert es dann auch nicht, wie es zu den jeweiligen Gastbeiträgen kam. Die Kontakte entstanden ja zwangsläufig bei den Supportshows.

Gesanglich versucht sich Yishai Swearts zumeist an tiefen Growls, die sich nach einer Mischung aus Tomi Joutsen (‚Amorphis‘) und Fernando Ribeiro (‚Moonspell‘) anhört, und vereinzelt an cleanen Vocals, die aber nicht immer überzeugend klingen. Gut, wer dann solche Gastsänger aufzubieten hat.

Dabei kommt Trees, das erste Stück der Platte, noch ohne Gäste aus. Ein von Gothic Rock und Dark Wave geprägtes, trauriges Stück Doom Metal, wie man es wohl am ehesten aus Finnland oder England kommend erwarten würde. Mit Fear folgt die erste Nummer mit namhafter Unterstützung. Aber ich muss ehrlich zugeben, ich hatte Probleme Aaron Stainthorpe herauszuhören. Anstatt den bösen Growler zu geben, hört man ihn hier mit klarer und für seine Verhältnisse hoher Stimme. Ich bin echt ein bisschen überrascht.

Die Nummer selbst baut sich nur langsam auf und kommt erst gegen Ende so richtig in Fahrt und wird emotional. Der folgende Titel könnte auch von mir stammen. A year I would like to forget. Eine am Ende recht harsche Nummer die in Richtung Death Metal tendiert. Die Gastvocals hier vermag ich nicht zuzuordnen. Das ist bei In the corner of a dead street dagegen um einiges leichter. Nicht nur gibt es hierzu ein Video, den stakkatoartigen Sprechgesang des Griechen Sakis Tolis von ‚Rotting Christ‘ hört man unweigerlich heraus. Dass Greg Mackintosh hier ein Solo beigesteuert hat hört man dagegen erst nach dem zweiten Anlauf.

Auch die folgenden zwei Songs punkten mit Prominenz und bilden so etwas wie das Herzstück der Platte. Misery Rain mit Mikko Kotamaki und Fernando Ribeiro klingt dann dazu auch noch wie eine Mischung der beiden Bands ‚Swallow The Sun‘ und ‚Moonspell‘, sogar ein wenig portugiesische Folklore findet sich wieder. So richtig persönlich und emotional wird es mit Into the mouth of madness. Ein Song der für und über Warrel Dane (‚Nevermore‘ / ‚Sanctuary‘) geschrieben wurde, und bei dem Jeff Loomis nicht fehlen darf. Die drei Soli, die er in dem Song zum besten gibt, lassen keinen Zweifel aufkommen, wer diese spielt.

Dann endet mit Hollow auch schon das eigentliche Album. Wie schon beim Opener Trees verweben TOMORROW’S RAIN hier wieder geschickt verschiedenste Stile, weiblichen Gesang gibt es obendrauf und ganz viel Nostalgie. Die beiden Schlussnummern fallen dann aus dem Rahmen. Zum einem konnte man es nicht lassen den Nick Cave Klassiker The weeping song zu verwursten. Etwas unglücklich wie ich finde, zu versuchen diese eigentlich richtig schöne Nummer in ein Death Doom Gerüst zu stecken.

Als letzte Zugabe und offiziellen Bonussong gibt es die Nummer Fear als akustische Version, wobei sogar, wenn ich das richtig deute, mit hebräischen Vocals gearbeitet wird. Was auch nicht verwundert, den für Oktober haben TOMORROW’S RAIN ihr Debüt schon in einer komplett hebräischen Version auf deren Bandcampkanal angekündigt. Das könnte durchaus interessant werden…

Was bleibt am Ende hängen? Nun, mit HOLLOW haben es die sechs Israelis auf jeden Fall geschafft für Aufmerksamkeit zu sorgen. Wer eine solche Schar an Gästen vorzuweisen hat, kann nicht alles falsch machen. Warum man das so geballt auf einen Schlag servieren muss, bleibt der Band selbst überlassen. Wenn Yishai Swearts jetzt noch ein wenig an seiner Stimme arbeitet, sind TOMORROW’S RAIN ein in Zukunft ernst zu nehmender Death Doom Act, den man nicht wirklich in Israel verorten würde. Insoweit kann man die Band jedem ans Herz legen, der oben erwähnte Bands schon zu seinen Favoriten zählt.

HOLLOW bietet Gothic getränkten Death Doom mit viel Emotionen und lässt den Hörer gerne mal in vergangene Zeiten abdriften. Immer wieder kommen geniale Momente auf, doch so den letzten Kick vermisse ich noch; wenn zukünftig aber mehr solche Songs wie Misery rain und Into the mouth of madness entstehen, könnten TOMORROW’S RAIN auch hierzulande eine richtig große Nummer werden.

von mir gibt es 7,5 von 10 Hellfire Punkten

 

Tracks:

01 – Trees
02 – Fear
03 – A year I would like to forget
04 – In the corner of a dead end street
05 – Misery rain
06 – Into the mouth of madness
07 – Hollow
08 – The weeping song (Nick Cave Cover)
09 – Fear (Acoustic)

 

Line-Up:

Yishai Swearts – Vocals
Raffy Mor – Guitars
Shiraz Weiss – Keyboards
Yaggel Cohen – Bass
Tomy Minas – Guitars
Nir Nakav – Drums

 

Weitere Infos:

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