Totale Zerstörung – Kreator und Dimmu Borgir reiten auf Apocalypse-Tour in die Jahrhunderthalle ein!

Dimmu Borgir live @ Frankfurter Jahrhunderthalle // 02-12-2018 © by Marco G.

 

Geschrieben von Oliver Heberling

Jahrhunderthalle Frankfurt // 02.12.2018. Jamey Jasta hatte beim Auftritt mit seinen Hardcore-Mannen Hatebreed eine gute Erklärung für die illustre Zusammenstellung des Packages der European Apocalypse Tour 2018: „If Kreator calls you and asks if you want to tour with them, you say yes!“ Aus diesem Grund fanden sich am gestrigen Sonntag neben den deutschen Thrash Metal-Urgesteinen noch die Symphonic Black Metaller Dimmu Borgir als Co-Headliner in der Jahrhunderthalle ein. Ebenjene Hatebreed und die Death Metal-Supergroup Bloodbath schlossen sich als Vorbands an, um die Konzertlocation fünf Stunden lang gehörigst zum Beben zu bringen.

 

Eröffnet wurde der Abend von Bloodbath, einer Supergroup aus Anders Nyström und Jonas Renkse von Katatonia, die zusammen mit Craft-Gitarrist Joakim Karlsson die Saiteninstrumente übernehmen, Opeth-Schlagzeuger Martin Axenrot und Paradise Lost-Frontmann Nick Holmes als Sänger. Erst kürzlich veröffentlichten Bloodbath ihr aktuelles Album „The arrow of satan is drawn“ (Review) und präsentierten einer solide gefüllten Jahrhunderthalle neben drei ihrer neuen Songs auch noch vier ältere Lieder. Nick Holmes, der nicht nur für lustvolle Auftritte bekannt ist, stellte mit seinen Growls seine komplette Stimmgewalt unter Beweis und aus den Boxen wummerte es was das Zeug hielt. Vom Balkon aus war die positive Resonanz des Publikums bestens zu beobachten und auch ich, der erst mittags beim Lesen eines Interviews mit Bloodbath deren Bandkonstellation realisierte, war sehr angetan. 

 

Nach kurzer Umbauphase war es an der Hardcore-Formation Hatebreed ihren Fans gerecht zu werden, wozu sie allemal in der Lage sind. Ein clever gespanntes Set eröffneten sie mit „To the threshold“ und „As diehard they come“. Den Abschluss markierten die Klassiker „I will be heard“ und „Destroy everything“. Die Reaktionen im Publikum waren durchwachsen, waren doch die Metalheads gegenüber den Hardcore-Fans in der Überzahl. Auf der einen Seite skeptische Headbanger, die mit der zielstrebigen „Auf-die-Fresse“-Mentalität der Hardcore-Rhythmen nicht so viel anzufangen wussten, auf der anderen Seite ein respektabler Moshpit. Ein Teil der Menge tobte so sehr, dass bereits „As diehard they come“ abrupt beendet wurde, als ein kollabierter Zuschauer aus der Menge getragen werden musste. Insgesamt dürften Hatebreed-Fans ihren Spaß gehabt haben, ich persönlich werde ob der eindimensionalen Musik und der schlechten Akustik nach zwei bis drei Liedern schnell überdrüssig und hätte begrüßt, wenn statt Bloodbath lieber Hatebreed mit lediglich 35 Minuten Spielzeit abgespeist worden wären. Ihr bester Song des Abends bleibt wohl das einleitende „Rock and Roll all Nite“ von Kiss. Ein Glück wurden sie wenigstens ihrem Motto „Destroy everything“ nicht gerecht, so dass der erste Headliner des Abends gegen 20.10 Uhr endlich die Bühne betrat.

 

Die Symphonic Black Metal-Giganten Dimmu Borgir boten, wie auch schon in Wacken, eine bombastische Show. Gespielt wurde ein im Grunde identisches Set, lediglich „Archaic Correspondence“ von aktuellen Album „Eonian“ (Review) fehlte aufgrund der etwas kürzeren Spielzeit. Zentral vor der Bühne sitzend ließ sich die von Stroboskoplicht und Nebel geprägte Bühnenshow bestmöglich genießen. Entgegen des bisherigen Abends mit hervorragendem Sound ausgestattet eröffneten die Norweger mit ihren neuen Songs „The Unveiling“ und der bereits vor Albumveröffentlichung als Teaser funktionierenden Single „Interdimensional Summit“. Auch bei Dimmu Borgir zeigte sich einmal mehr das heterogene Publikum, bunt gemischt aus Fans der unterschiedlichen bedienten Musikstile. So war viel Bewegung in der Halle, Zuschauer mit Stehplatzkarten versuchten sich immer mal wieder einen Sitz zu erschleichen, um am wirklich langen Abend auch mal eine Pause einzulegen und gleichzeitig besten Blick auf die Show zu genießen. Dimmu Borgirs Musik ist nun auch nicht gerade Circle-Pit tauglich. Dennoch: Die Faszination um ihre Gruseloper scheint ungebrochen und so kommt das Showposen der Kult-Band auch beim Publikum an und wird mit lauten Schlachtrufen gewürdigt. Den perfekten Abschluss bilden die Klassiker „Progenies of the great apocalypse“ und „Mourning palace“. Insgesamt hat eine Abkehr von der aufgeblasenen „Forces of the northern night“-Orchester-Show in Wacken 2012 der Musik und Bühnenpräsenz Dimmu Borgirs sichtlich gut getan.

 

Den Abschluss der Apokalypse bilden Kreator, die immer noch eine Bank sind, was Live-Auftritte angeht. Mit lautstarken „Kreator“-Schlachtrufen auf die Bühne gefordert, leiten die Essener mit „Enemy of god“ in ein 70-minütiges Konzert ein, in dem sie einmal mehr die perfekte Mischung aus alten und neuen Klassikern finden und so unter Beweis stellen, weshalb sie auch heute noch die mittelgroßen Konzerthallen füllen. Ihr Auftritt zeichnet einen Querschnitt durch zehn ihrer vierzehn Studioalben und ihrer ersten EP, bei dem ausnahmslos alle Lieder gefeiert werden, von den großen Klassikern „Phobia“ oder „Violent revolution“ bis zu den Songs ihres starken letztjährigen Albums „Gods of Violence“. Auch bieten sie eine abwechslungsreiche Bühnenshow, bei der Pyrotechnik, Konfettikanonen und Luftschlangen mit Videowalls abgerundet werden, auf denen neben großen verstorbenen Musik-Legenden bei „Fallen Brothers“ zu „Hail to the hordes“ auch mal die eigenen Fans geehrt werden. Die so vermittelte Fannähe überträgt sich auf die Menge und so verwundert es nicht, dass gleich zu Beginn des Auftritts zu „Awakening of the gods“ dem Aufruf Miland Petrozzas Folge geleistet und mit einer Wall of death die „totale Zerstörung“ eingeleitet wird. Auch tobt die Menge ungebrochen, wenn er die Flagge des Hasses in die Höhe reißt. Den Schlusspunkt des Abends setzt gewohntermaßen „Pleasure to kill“. Mit ihrer Songauswahl finden Kreator ein verbindendes Glied zwischen Fans alter und neuer Stunde und schaffen auf diese Weise einen musikalisch abwechslungsreichen Abend, sind doch die alten Haudegen darauf ausgerichtet das Publikum wegzuthrashen, während die neueren Lieder einen gewissen Groove innehaben. 

 

Insgesamt kann ich jedem Fan nahelegen, die gerade erst begonnene „European Apocalypse“ zu besuchen. Dem Veranstalter ist es gelungen, die musikalisch schwierige Mischung gut zu verbinden, indem die einzelnen Konzertabschnitte bereits clever durch Pausenmusik eingeläutet wurden. Lief in der Umbauphase vor Dimmu Borgir beispielsweise der Bathory-Klassiker „Enter the eternal fire“ um die Stimmung in der Halle weg vom Hardcore hin zum Black Metal zu gesinnen, wurden Kreator dann mit den ganz großen Metalhymnen „Run to the hills“ oder „Breaking the law“ zwar wieder deutlich unkreativer, aber doch den gemeinsamen Nenner der anwesenden Zuschauer treffend, eingeleitet. Denn wie diese Hits, die jeder kennt, spiegelte die Stimmung und Entwicklung der Publikumsmenge Kreator als das fanverbindende Element wieder. Unter dem Strich steht daher ein vollends gelungener Konzertabend!

 

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