Trynity – Manchmal muss es einfach etwas Unerwartetes sein

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Nachdem ich vor kurzem Walking Beyond aus dem Erzgebirge unter die Lupe genommen hatte, gab mir deren Sänger Martin den Tipp, mir doch mal TRYNITY näher anzuschauen. Dass der Mann guten Musikgeschmack hat, wusste ich ja schon vorher, daher habe ich den fünf Chemnitzern dann erst einmal ihr brandneues Album „The Story Of One“ für ein Review abgeschwatzt. Und wie immer, wenn mir etwas gefällt, wollte ich alles ganz genau wissen. Nett wie sie sind, haben sich die Jungs mit einem Interview einverstanden erklärt, um einen Teil meines Fragenstapels zu beantworten.

Die Aufgabe, sich meiner Neugier zu stellen, hat dann Sänger Dustin Schmidt übernommen.

 

HF: Vor TRYNITY gab es lange Zeit Last Chance To Die. Wie viel von Last Chance To Die steckt noch in TRYNITY und wie haben die alten Fans auf diesen „Neustart“ reagiert?

Dustin: Nun ja, ein wenig steckt in einigen Songs noch drin. „Voyager“ zum Beispiel sollte ursprünglich noch unter LCTD veröffentlicht werden. Ansonsten bringen wir alle neue und andere Einflüsse mit hinein. Die Fans waren begeistert. Sowohl die LCTD Fans als auch die Welcome Karen Fans haben es sehr positiv aufgenommen. Einige Leute haben sich sogar noch mehr gefreut, einen Hybriden aus diesen Bands zu hören, haha.

HF: Da TRYNITY für euch alle ja nicht die erste Band ist, welche Erfahrungen aus der Vergangenheit könnt ihr euch da zu Nutze machen? Was kann man jetzt vielleicht besser für sich einordnen? Und umgekehrt, habt ihr euch schon dabei ertappt, dass ihr Dinge, die ihr eigentlich vermeiden wolltet, trotzdem macht?

Dustin: Man merkt ganz klar, dass wir alle schon relativ viel Erfahrung haben. Der Songwritingprozess und das Arbeiten an den Songs im Studio geht viel routinierter voran. Man wird auch kompromissbereiter, je älter man wird bzw. je länger man Musik macht und öffnet seinen Blick, was die Zusammenarbeit vereinfacht. Zu deiner letzten Frage würde mir spontan nichts einfallen. Man hat ja aus Fehlern gelernt und manche Eigenheit sollte man auch beibehalten, auch wenn man ab und an dadurch aneckt.

HF: Wenn man sich anschaut, in welchen Bands ihr vorher gespielt habt oder auch immer noch spielt, habt ihr einen musikalisch sehr breitgefächerten Background. Wie schwierig ist es da, sich auf einen Sound zu einigen? Und wie umfangreich sind die Diskussionen beim Songwriting, oder ist diese Aufgabe bei euch fest vergeben?

Dustin: Wir betreiben das Songwriting noch ganz Oldschool zusammen im Proberaum. Und ja, man mag glauben, dass es dadurch sehr schwer wird, aber wir haben erstaunlich oft die gleiche Meinung und finden schnell einen gemeinsamen Nenner. Ich denke, das liegt vor allem daran, dass wir bei Trynity die Art von Musik machen, die wir bei den anderen Bands nicht machen oder machen konnten. Hier können sämtliche Ideen einfließen, die sonst nicht zum tragen kommen und das sind eben oft Ideen, die wir alle gut finden. Es gibt auch Momente, in denen wir an einem bestimmten Song tüfteln und nicht weiter kommen. Irgendwann platzt der Knoten, weil irgendjemand einen Geistesblitz hat. Bei „Dear You“ zum Beispiel hatte ich eine Vorstellung wie der Breakdown werden soll. Wir haben stundenlang probiert und wollten schon fast aufhören als Robby auf einmal genau das gespielt hat, was ich mir vorgestellt hab.

HF: 2017 habt ihr auf dem With Full Force gespielt. Ich wage mal zu behaupten, das war wahrscheinlich eine der größten Bühnen, die ihr in eurer jungen Bandgeschichte gerockt habt. Wie war diese Erfahrung für euch?

Dustin: Die Bühne selber eher nicht, da es die kleinste auf dem Festival war. Nichtsdestotrotz steht man dort als junge Band auf einem der größten Festivals Europas und das kann man nur als unwirklich beschreiben. Ich persönlich habe erst Stunden nach dem Gig realisiert, dass ich gerade beim WFF auf der Bühne stand. Für diese Chance sind wir auch immer noch sehr dankbar.

HF: Ihr habt euer Album „The Story Of One“ in der Preview kapitelweise vorgestellt. Seid ihr schon mit diesem Gedanken einer Erzählung/eines Konzeptes an die Arbeit gegangen, oder war das etwas, was sich im Laufe der Zeit ergeben hat?

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Dustin: Diese Idee kam mir während des Schreibens der Texte. Die anderen Jungs haben mir da freie Hand gelassen. Irgendwann im Laufe des Schreibens hat sich das dann einfach ergeben und ich habe mir den Rest des Konzepts dafür ausgedacht.

HF: Wenn ich das richtig sehe, lief quasi der komplette Entstehungsprozess innerhalb der TRYNITY-“Familie“ ab, vom Songwriting über das Recording bis zum abschließenden Mixing & Mastering etc., das Martin im Hartklang Studio übernommen hat. Macht dieses Komplettpaket das Ganze einfacher, weil man sich schon kennt und aufeinander eingespielt ist oder vielleicht auch schwerer, weil manchmal der neutrale Außenstehende fehlt, der das Geschehen nüchtern betrachten kann, da es nicht sein Herzblut-Projekt ist?

Dustin: Grundsätzlich hat es das natürlich einfacher und auch kostengünstiger gemacht. Für mich war es das erste Mal, dass ich mit Martin im Studio gearbeitet habe, und das ist auch nochmal etwas anderes als zusammen im Proberaum zu stehen, aber wir waren auch dort sofort auf einer Wellenlänge. Wir haben natürlich auch alle jemanden, dem wir die Songs zeigen können und der dazu einen anderen Blickwinkel hat. Ich denke, dadurch sind unsere Songs sehr ausgereift und in sich geschlossen.

HF: Eure neue Single „Heavy Eyes“ sticht aus dem Album heraus. Zum einen, weil sie stilistisch anders angelegt ist, zum anderen, weil hier Madlen Sieber, Sängerin der Coverband „The Barflies“, Guest-Vocals beisteuert. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande und was war in diesem Fall zuerst da, der Song oder die Idee, etwas zusammen mit Madlen zu machen? Habt ihr quasi den Song um Madlen herumgebaut und er unterscheidet sich deshalb vom Rest des Albums oder war Madlens Stimme das fehlende Element, um dem Song den letzten Schliff in seiner Andersartigkeit zu verleihen?

Dustin: Martin und Madlen kennen sich schon sehr lange und auch den anderen war sie schon bekannt. Man kennt sich halt, haha. Der Song und die Idee hinter den Lyrics stand schon vorher. Ich habe die Geschichte dann ausgebaut und die Lyrics geschrieben. Irgendwann im Laufe der Zeit kamen wir auf Idee, den Part im Song, der von der weiblichen Protagonistin gesprochen wird, auch wirklich von einer Sängerin singen zu lassen. Und den anderen fiel sofort Madlen dafür ein. Außerdem wollte Madlen schon immer mal bei etwas härterer Musik mitsingen und so konnten wir quasi zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.

HF: Das Video zu „Heavy Eyes“ ist das erste Story-Video zu einer der Single-Auskopplungen. Warum gerade für diesen Song? Und wie waren für euch die Erfahrungen beim Videodreh?

Dustin: Wir wollten einfach den Song nehmen, der am meisten raussticht. Alle erwarten ein Video zu einem Song mit einem prägnanten Singalong, fetten Breakdown oder einfach einer catchy Melodie. Aber die einzige Ballade als Video erwartet einfach keiner.
Da ich eine der beiden Hauptrollen spiele kann ich sagen, es war gewohnt kalt, haha. Ich habe in meiner ehemaligen Band auch immer Video- und Fotoshoots bei Temperaturen gegen 0°C gemacht. Videodrehs machen viel Spaß, sind aber auch ein echter Knochenjob für alle Beteiligten, auch wenn es im fertigen Video nicht danach aussieht. Hier müssen wir uns auch nochmal bei unserem Freund und Soundmann Hendrik für die Bereitstellung der Location bedanken, bei Madlen für’s Übernehmen der weiblichen Hauptrolle und natürlich bei Norman Treffkorn, der das Video gemacht hat.

HF: Genießt ihr jetzt erstmal den Release von „The Story Of One“ und werdet das Album auf hoffentlich vielen Konzerten feiern oder regen sich im Hinterkopf schon die ersten Gedanken an neue Songs oder gar ein neues Album? Und werdet ihr mit dem Album im Gepäck auch mal größere Kreise durch Deutschland ziehen?

Dustin: Neue Ideen sind natürlich schon vorhanden und es werden auch fleißig weitere gesammelt. Wie heißt es so schön, “Stagnation ist Tod”, haha. Erstmal werden aber ausgiebig Shows zu “The Story of One” gespielt und ja, wenn wir die Chance bekommen, hauen wir es den Leuten in ganz Deutschland um die Ohren, haha.

HF: Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen euch für die Zukunft alles Gute und viel Erfolg mit dem neuen Album. Vielleicht sieht man sich ja irgendwann mal live.
 
Dustin: Vielen Dank für das Interview und den Support.

Interview: Katja Rohloff

Weitere Infos: 
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