Geschrieben von Katja Rohloff
Band: TRYNITY
Album: The Story Of One
Genre: Metalcore
Plattenfirma: unsigned
Veröffentlichung: 16. März 2018
Auch ich bin ja lernfähig. Wenn mir jemand einen Rat gibt, dann höre ich da inzwischen auch drauf – zumindest wenn es um Musik geht. Also habe ich mir bereitwillig das Debütalbum der Chemnitzer Band TRYNITY angehört. Definitiv einer der besten Ratschläge, die ich dieses Jahr erhalten habe, auch wenn die Jungs gerad gnadenlos haufenweise Konkurrenz aus meinem Musicplayer kegeln.
Die Band ist noch ziemlich jung, aber hat irgendwie auch schon eine lange Geschichte hinter sich. TRYNITY entstand quasi aus den Trümmern von Last Chance To Die, die ab 2006 die Szene nicht nur lokal aufmischten und Ende 2014 dann zu Grabe getragen wurde. Wer jetzt aber eine Version 2.0 von Last Chance To Die erwartet, liegt eher daneben. Dieser Phoenix ist mit einem etwas anderen Federkleid aus der Asche emporgestiegen.
Die grundsätzliche musikalische Ausrichtung haben die beiden Ur-Mitglieder Sebastian Zander und Robby Wolf zwar beibehalten, aber am Songwriting wurde kräftig gefeilt und das Ergebnis ist melodische Härte mit dem Mut, Neues zu wagen. Die Vocals hat Dustin Schmidt (Ex-Welcome Karen) übernommen, während Marcel Hunger den zweiten Gitarren-Posten besetzt. Zuletzt stieß noch Martin Blasius als Bassist zur Band und machte das Line-up komplett. Alle Fünf bringen unterschiedliche musikalische Hintergründe mit und entsprechend facettenreich präsentiert sich der Sound von TRYNITY.
Fast pünktlich zum zweiten Geburtstag der Band erscheint mit „The Story Of One“ nun die käufliche Zusammenstellung dieses Sounds, mit dem TRYNITY nicht nur als Opener für Of Mice&Men und als Support auf der letzten Pro-Pain Tour begeistern konnten, sondern mit dem sie auch mal eben so das Bandvoting für die Metal Hammer Stage gewonnen haben und somit 2017 das With Full Force Festival gerockt haben.
Das Album gliedert sich dabei erzählerisch in ein Intro und fünf kurze Kapitel, die jeweils zwei Songs umfassen. Schon beim ersten Durchhören fällt direkt die Vorliebe und das Händchen für prägnante Gitarrenriffs und schöne Soli auf. Ein bisschen hasse ich den Urheber dieser Riffs ja, denn ich habe keine Ahnung, wie ich diese Ohrwurm-Dinger je wieder loswerden soll.
Während „And So It Begins“ einen gewissen Spannungsbogen aufbaut und schon einmal andeutet, dass TRYNITY sich nicht sklavisch an Genre-Schubladen halten wollen, brettert „Here’s To Life“, eine der Vorab-Singles, direkt mit einem dieser besagten Riffs los. Die gesamte Songstruktur ist dabei sehr interessant angelegt. Seine Härte bezieht er vor allem aus den Vocals, die im Vordergrund komplett ohne Cleans auskommen. Den Kontrast hierzu bilden die Melodielinien der Gitarren, die hier quasi den sonst als Gegenpart agierenden Cleansänger ersetzen. Während der Gesang vorantreibt, ermöglichen die Instrumentalpassagen eine kurze Atempause, ohne zu sehr den Druck rauszunehmen.
„Voyager“ hingegen bietet die klassische Besetzung mit Clean Vocals und Shouts bzw. Growls. Und schon wieder eins dieser Gitarrenriffs, dass sich von der ersten Sekunde im Gehörgang festkrallt und in jedem Chorus nochmal schön nachlegt. Und während der Chorus jedesmal in epischer Getragenheit agiert, wechselt im Verse im weiteren Verlauf mehrmals das Tempo. Während beim ersten Verse das Riff-Motiv des Chorus im Verse in schnellerer Spielweise wiederholt wird, wird es in den späteren Strophen auf andere Weise aufgegriffen. Dies verleiht dem Song, zusammen mit dem Kontrast aus dem Clean Gesang von Gitarrist Robby und den gutturalen Parts von Frontmann Dustin, einen eindrucksvollen Charakter.
„Voices“ ist dagegen ein ziemliches Brett, das erst gar nicht versucht, seinen knallharten Charakter zu verstecken und drei Minuten durchgehend vorantreibt. Daran ändert auch der kurze Solo-Ausflug der Gitarre nicht, die sich schnell wieder der Soundwucht unterordnen muss. Apropos Soundwucht, davon gibt’s bei „Black Heart“ eine ordentliche Portion. Der Anspieltipp für alle, die sich auch gerne in härteren Gefilden bewegen. Und wer Shouter Dustin mal mit cleanen Tönen erleben möchte, sollte „Sinister“ austesten.
Den Abschluss des Albums bildet „Heavy Eyes“, dass nicht allein deshalb ein besonderer Song ist. Hier beehrt Madlen Sieber die Jungs von TRYNITY mit einem Gast-Auftritt und veredelt das eher ruhig angelegte und von einer eindringlichen Melodie getragene Abschlussstück von „The Story Of One“ mit ihrer kraftvollen rockigen Stimme. Eine gelungene Ballade, die ihren Reiz erneut aus den Gegensätzen zieht, bildet den Ausklang eines gelungenen Debütalbums.
TRYNITY haben mich damit überrascht, wie sehr sie den einzelnen Instrumenten ihren Charakter und ihre Eigenständigkeit zugestehen und wie facettenreich die Stärken jedes Einzelnen eingesetzt werden. Die notwendige Härte wird auf verschiedene Weise erschaffen und ebenso abwechslungsreich mit melodischer Leichtigkeit kombiniert. Jeder mit einer kleinen Vorliebe für alles, was im modernen Sound daherkommt, sollte hier mal einen Test wagen.
Trackliste:
01 – And So It Begins
Chapter The Life
02 – Here´s To Life
03 – Trynity
Chapter The Path
04 – Voyager
05 – Hometrail
Chapter The Struggle
06 – Ritual
07 – Voices
Chapter The Anachronist
08 – Black Heart
09 – Sinister
Chapter The Love
10 – Dear You
11 – Heavy Eyes
Line-up:
Vocals: Dustin Schmidt
Drums: Sebastian Zander
Guitar: Robby Wolf
Guitar: Marcel Hunger
Bass: Martin Blasius
Weitere Infos:
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