Unser Redakteur Gernot hatte die Möglichkeit mit Sven Dirkschneider, Drummer bei U.D.O. ein Interview zu führen, natürlich alles gemäß der aktuellen Lockdown Regeln. Was Sven zum neuen Album, Live In Bulgaria – Pandemic Survival Show und anderen Themen zu sagen hat, erfahrt Ihr hier:
HF: Hallo Sven, schön, dass Du Dir die Zeit nimmst unsere Fragen zu beantworten.
Sven: Hallo Gernot. Vielen Dank für die Einladung.
HF: Euer neues Album, Live in Bulgaria – Pandemic Survival Show, wurde ja unter sehr unüblichen Bedingungen, vor nur 2500 Fans im Amphitheater in Plovdiv aufgenommen. Wie fühlt man sich als Musiker, der Shows wie das Wacken Open Air gespielt hat, in einer solchen (erzwungenen) intimen Atmosphäre?
Sven: Naja, also eigentlich sind wir intimere Atmosphären gewohnt, da die Leute normalerweise direkt vor der Bühne stehen und viel näher an uns dran sind. Eine der Auflagen, die der bulgarische Veranstalter hatte war, dass das Publikum einen gewissen Abstand zur Bühne wahren musste. Die Location, in welcher das Konzert in Plovdiv stattfand, war ein altes römisches Amphitheater und eignete sich dafür perfekt.
HF: Ihr habt in der Show einen guten Querschnitt durch die musikalische Karriere Deines Vaters gespielt. Wie schwer war die Songauswahl und in wieweit ward Ihr als Musiker in die Erstellung der Setliste eingebunden?
Sven: Natürlich brainstormen wir für eine Setlist alle zusammen und jeder gibt seinen Input. Es ist immer super schwer eine Setlist zu kreieren, wenn eine Band so viele Alben und Klassiker hat. Songs wie Animal House, They Want War, Man & Machine oder In The Darkness sind aus einem U.D.O. Set nicht weg zu denken. Dadurch ergibt sich dann natürlich direkt eine gewisse Spielzeit und man muss schauen, dass man noch genug andere Songs untergebracht bekommt. In Plovdiv spielten wir natürlich auch noch die großen Accept Hits und somit dauerte unsere Show rund 2:25h.
HF: Vermutlich wurdest Du das schon öfter gefragt, aber was ist das für ein Gefühl, wenn Du mit Deinem Vater auf der Bühne stehst und Klassiker seiner Ära bei Accept, wie z. B. Balls To The Wall, oder Fast As A Shark zelebrierst? Diese Songs sind ja entstanden lange bevor Du geboren wurdest.
Sven: Das wurde ich durchaus schon öfter gefragt, haha. Es macht aber immer wieder Spaß diese Frage zu beantworten. Das ist natürlich Gänsehaut pur. Wir haben letztes Jahr kein einziges Konzert spielen können, bis dann die Show in Plovdiv auf dem Plan stand. Das war mit Abstand eine der emotionsgeladensten Shows, die ich je gespielt habe. Als das Publikum anfing die Melodie des Princess Intros zu singen stiegen einfach alle Haare zu Berge und mir rollte sogar eine Träne über die Augen. Da hat man wirklich sehr deutlich gesehen, wie wichtig Kultur und Musik für die Menschen ist und was es mit ihnen und einem selber macht.
HF: Ich gehe auch in meiner nächsten Frage ins Jahr 2020 zurück: Ihr habt gemeinsam mit dem Marinemusikkorps der Bundeswehr das Album We Are One geschrieben, welches ich persönlich sehr mag. Wie schwierig war es bei dieser so gegensätzlichen Instrumentierung ein in sich stimmiges Songwriting hinzubekommen und dieses dann auch noch so gekonnt zu arrangieren? Denn für den Hörer wirkt es so als hätte das schon immer so zusammengehört.
Sven: Dein letzter Satz trifft es bereits auf den Punkt… Die Chemie hat einfach gestimmt. Das merkten wir bereits bei unserem ersten gemeinsamen Konzert mit dem Musikkorps 2015, in Wacken. Nachdem wir dann ein weiteres Konzert in Elspe vor rund 3500 Leuten gespielt hatten, haben wir uns unterhalten und da war dann auch die Idee geboren ein gemeinsames Album zu erschaffen. Es hätte natürlich nahe gelegen zu sagen, dass wir bereits existierendes Material von U.D.O. aufnehmen, aber das war nicht unser Anstreben. Wir wollten neue Songs schreiben, zusammen mit dem Dirigent Christoph Scheibling und seinen Arrangeuren Guido Rennert und Alexander Reuber. Wir von U.D.O. haben dann jede Menge Demos produziert und diese gingen dann an die besagten Leute. Wir erhielten dann die ersten Orchester Arrangements und waren einfach nur positiv überrascht. Guido und Alexander haben es einfach auf den Punkt getroffen und klasse Arbeit geleistet. Es war also gar nicht so schwer wie man vielleicht denken mag. Hier haben sich einfach die richtigen Leute für das richtige Projekt gefunden.
HF: Als Du 2015 in die Band eingestiegen bist, warst Du ja durchaus Nachfolger von sehr illustren Namen. Hast Du diesen Druck gespürt, und wie bist Du damit umgegangen?
Sven: Ehrlich gesagt hatte ich gar keine Zeit darüber nachzudenken. Das ist mir dann erst später bewusst geworden. Bevor ich meine erste Tour mit U.D.O. spielte, die im März 2015 begann, hatte ich zuvor im Februar bei Saxon ausgeholfen. 2014 war ich noch mit Saxon als Drum Techniker unterwegs und leider erkrankte Nigel Glockler auf dieser Tour im Dezember. 5 England Shows mussten dann in den Februar 2015 verlegt werden und es wurde schnell klar, dass Nigel zu diesem Zeitpunkt noch nicht wieder fit sein würde. Ich erhielt dann einen Anruf von Biff, der mich fragte, ob ich ihnen aushelfen könnte. Ich kannte das Set natürlich in- und auswendig, nachdem wir mehrere Monate auf Tour waren. Trotz alledem hatte ich die Songs noch nie wirklich gespielt. Kurz nachdem mich Biff Ende Dezember fragte, kam auch mein Vater auf mich zu und fragte mich, ob ich bei U.D.O. einsteigen möchte. Das war schon alles ziemlich verrückt. Ich hatte dann quasi nur den Januar, um mir rund 50 Songs drauf zu schaffen. Beide Bands sind ja nun mal dafür bekannt ihre Konzerte ordentlich zu zelebrieren und dementsprechend lang sind dann auch die Setlisten.
HF: Als Künstler unterliegt Ihr ja auch den diversen Corona Regeln. Wie nutzt Ihr die Zeit als Band? Und wie geht Ihr privat mit der, für Euch ja auch existenzbedrohenden Situation um?
Sven: Die Situation ist, Entschuldigung, wirklich SCHEIßE…. Seit nun mehr als einem Jahr keine Konzerte, keine Touren… Unser Lebensinhalt war von heute auf morgen einfach erstmal auf Eis gelegt. Das tut schon ganz schön weh. Es gibt da draußen allerdings so viel schlimmere Dinge und daher möchte ich mich eigentlich gar nicht weiter beschweren. Wir nutzen die Zeit und sind durchgehend im Studio zu Gange. Nach dem Sommer wird ein neues U.D.O. Album erscheinen und wir arbeiten gerade bereits fleißig an neuen Songs. Des Weiteren planen wir gerade die Produktion der nächsten Tour. Wir haben ja Termine für November und Dezember 2021 angekündigt. Wir wollen vorbereitet sein, wenn es dann wirklich wieder losgeht. Wir können nur hoffen, dass wir diese Termine auch wirklich realisieren können…
HF: Ich danke Dir für die Zeit, die Du Dir für die Beantwortung meiner Fragen genommen hast. Für die Zukunft wünsche ich Euch alles Gute, und dass wir uns bald mal bei einem U.D.O. Konzert sehen, Du auf der Bühne und ich davor.
Sven: Ich wünsche Dir ebenfalls alles Gute und das du hoffentlich Gesund und Munter bleibst. Ein Widersehen auf einem U.D.O. Konzert wird bestimmt bald wieder möglich sein.
Interview: Gernot Sieger
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