Geschrieben von Marco Gräff
Band: Ultha
Album: The Inextricable Wandering
Genre: Atmospheric Black Metal / Ambient
Plattenfirma: Century Media Records
Veröffentlichung: 05.10.2018
Zwei Jahre nach ihrem zweiten Full-lenght Album „Converging sins“ legen ULTHA aus Köln mit THE INEXTRICABLE WANDERING nun nach. Das die Band nun bei Century Media unter Vertrag ist, deutet auch darauf hin, welchen Stellenwert ULTHA mittlerweile haben. Die irgendwann im Jahr 2014 gegründete Band versteht es aber auch auf ihrer neuen Langrille, Black Metal erfrischend neu und doch so traditionell klingen zu lassen.
Über den Inhalt spricht Sänger / Gitarrist Ralph Schmidt wie folgt: „The Inextricable Wandering wurde als Konzeptstudie über Angst angelegt. Ich hatte vor, länger über dieses Thema zu berichten. (…) Jedes der sechs Lieder endete mit einem Diskurs über ein Muster der Angst und deren Konsequenzen, die ich fühlte oder begegnete. Die ganze 66-minütige Fahrt verwandelte sich in ein Tagebuch über die allgemeinen Ängste, die ich fühle, das Durcheinander, das ich in den letzten Monaten durchgemacht habe und deren Ergebnis in einem allgegenwärtigen, schweren Gefühl der Enttäuschung.“
Wie so oft sind die persönlichen Alben von Haus aus die stärkeren. Und auch THE INEXTRICABLE WANDERING bestätigt diese These. Die sechs Songs, die durchaus sehr abwechslungsreich gestaltet sind, begeistern in jedem Moment. Wenn auch jeder auf seine eigene Weise. Allein schon das knapp viertelstündige Eröffnungsepos THE AVARIST (EYES OF A TRAGEDY) nimmt den Hörer mit in eine Traumwelt aus Dunkelheit und Angstzuständen. Zwischen den hauptsächlich im Mit-Tempo angesiedelten Passagen und dem recht humanen Gesang, zwängen sich dann immer wieder Black Metal typische Raserei und hypnotischer Gesang.
WITH KNIVES TO THE THROAT AND HELL IN YOUR HEART gibt es fast ausschließlich schnellen, atmosphärischen Black Metal, der auch mal leicht in die „Post“ Ecke abdriftet. Richtig stark wird es dann ab etwa der Hälfte. Melodische, mitreisende Hooks und eine gewisse Epik legt sich auf den Song und erweist sich somit als mit der beste auf der Platte.
Ganz andere Töne sind dann bei THERE IS NO LOVE, HIGH UP IN THE GALLOWS zu hören. Hier gibt es lupenreinen Ambient, überraschend aber sehr gut gelungen und absolut passend. Wer da nicht aufpasst, der gleitet hier in eine verträumte, mystische Welt ab. Doch diese Ruhe wehrt nicht lange. Schon mit CYANIDE LIPS geht es nach kurzem Intro tiefschwarz mit hypnotischem Geschrei und Black Metal typischen Riffs weiter in seelische Abgründe. Ein äußerst intensiver Hörgenuss der traditionellen, norwegischen Schule.
Dann wieder ein untypischer Stilwechsel, WE ONLY SPEAK IN DARKNESS hat so gut wie gar nichts mehr vom Black Metal. Mehr erinnert mich der Song an ‚Tiamat‘ zu Zeiten von „Wildhoney“, auch gesanglich ist man dort nah an Johan Edlund. Ganz ohne Growls wird das von Doom und Gothic geprägte Stück voran getragen.
Den famosen Schlusspunkt setzt I’M AFRAID TO FOLLOW YOU THERE. Fast 19 Minuten wird hier alles aufgeboten, um Einem einen miesen Tag noch mieser vorkommen zu lassen. Langsam steigert sich das Epos, ruhig aber bestimmt. Es baut sich eine grandiose Atmosphäre auf, der man sich plötzlich nicht mehr entziehen mag. Für die einen mag es langweilig sein, ich verliere mich in so etwas und genieße jeden Moment. Egal wie lange. Und nach fünf Minuten, wenn das Tempo mal anzieht, sieht man sich vor dem inneren Auge in einer vereisten, öden Schneelandschaft wandern. Wenn dann noch die emotionalen Screams einsetzen, hat das schwarze Herz alles, was es verlangt. Atmospheric Black Metal in epischer Vollendung.
Ein starkes drittes Album, was uns das kölsche Quartett da serviert. Intenisv und abwechslungsreich. Zwischen all der Raserei und typischem, nordischen Schwarzmetall bleibt immer wieder Zeit um zu träumen, zu entspannen oder auch unbeschwert zu rocken. Das schaffen nicht viele Bands. Hut ab!
Von mir gibt es 9 von 10 Hellfire Punkten
Tracks:
1 – The Avarist (Eyes Of A Tragedy) (14:37)
2 – With Knives To The Throat And Hell In Your Heart (10:26)
3 – There Is No Love, High Up In The Gallows (6:30)
4 – Cyanide Lips (9:08)
5 – We Only Speak In Darkness (6:55)
6 – I’m Afraid To Follow You There (18:40)
Line-Up:
Ralph Schmidt – Guitars/Vocals
Andy Rosczyk – Electronics
Manuel Schaub – Drums
Chris Noir – Bass/Vocals
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