Geschrieben von Michi Winner
Band: Unherz
Album: Mainstream
Genre: Rock/Metal
Plattenfirma: Massacre Records
Veröffentlichung: 10. Januar 2020
Unherz veröffentlichen ihr 8. Album in nur 11 Jahren Bandgeschichte. Die Jungs aus Worms haben sich mit ihrem Stil ja bereits einen Namen gemacht. Weichgespülte Kompromisse wird man hier vergeblich suchen. Für die neue Scheibe ging es außerdem zurück zu Massacre Records. Ansonsten gibt es erfreulicher Weise nichts zu bereichten. Immer noch die gleichen Jungs, mit der gleichen Vision.
Auf „Mainstream“ wird an laut und hart geäußerter (Gesellschafts-)Kritik nicht gespart. Durch die markante Stimme und die deutschen Texte lassen sich gewisse Assoziationen, auch auf Grund der den Songs immanenten Anit-Haltung, zu Bands wie den Onkelz und Frei.Wild nicht vermeiden. Aber musikalisch geht es hier um einiges härter zur Sache, mit vielen Metal-Elementen, die einfach auf Grund der deutschen Texte aber irgendwie anders wirken, bis hin zu Industrial-Anleihen. Durch diese eigene Mischung hat Unherz auf jeden Fall einen hohen Wiedererkennungswert. Grob könnte man den Stil vielleicht auch noch mit einer Mischung aus NDH und Deutschrock beschreiben, wobei in dieser Beschreibung die ausgefeilten Gitarrenpassagen zu kurz kommen. Die Melodieführung ist außerdem wesentlich komplexer, als für diese Genre üblich und orientiert sich mehr am Melodic Metal. Ein gutes Beispiel wäre „Leben am Limit“, der Quoten-Ballade. Aber mal zurück zum Anfang: „Mainstream“ ist eine Hymne für alle, die nicht wie die Masse sein wollen, die sich weigern ihre Andersartigkeit als etwas Negatives zu sehn. Vielleicht kein schlechter Leitsatz für das neue Jahr.
Mit dem religionskritischen „Beichtstuhl oder Sündenpfuhl“, kann ich weniger anfangen, das Thema ist einfach druch für mich. Auch im weiteren Verlauf bleibt die Stimmung eher düster, locker-witzige Texte gibt es nicht. „Ihr wisst es nicht“ ist ein Paradebeispiel dafür, aber hier kommt durch die Melodieführung wenigsten Stimmung auf. Dieses Album steck so voller Kritik und Anklage, dass ich an einem grauen Januartag anschließend gut einen Lichtblick gebrauchen könnte. Das Bild das Unherz mit ihren Texten zeichnen, ist nicht gerade motivierend.
Bei „Hornhaut am Arsch“ bin ich dann erstmal raus. Da kann ich mir genauso gut „Keine Amnestie für MTV“ oder „Deutschland im Herbst“ von den Onkelz anhören und ich glaube bei Frei.Wild habe ich ähnliches auch schon gehört. Das Thema hat nen Bart. Auch die Art in der die Kritik geäußert wird, kommt mir vor, als hätte ich es schon tausendmal gehört. Da hätte das x-te Trinklied wenigstens für Stimmung gesorgt.
Das Niveau von Unherz schwankt bei den Themen stark, während „Mainstream“ und auch „F.I.F.A.“ in ihrer Art und ihren Themen vielen gerade aus der Seele sprechen und die Texte komplex sind, ist „Hornhaut am Arsch“ oder „Ihr wisst es nicht“ vergleichsweise platt.
Durch die deutschen Texte liegt der Fokus für mich mehr auf den Aussagen der Songs, als auf der reinen musikalischen Leistung und das macht es mir bei Unherz etwas schwer. Ich denke aber, dass die Songs auch vielen durch ihre Direktheit zusagen, es ist ja nicht jeder gewisser Themen so überdrüssig wie ich.
Da ich aber nun mal nicht aus meiner Haut kann, bleibt „Mainstream“ für mich ein gutes aber auch durchwachsenes Album.
Daher gibt es von mir 7,5 von 10 Hellfire-Punkten.
Trackliste:
- Intro
- Mainstream
- Beichtstuhl oder Sündenpfuhl
- König ohne Krone
- Schreie in der Nacht
- Hänsel und der Nachbar
- Leben am Limit
- Ihr wisst es nicht
- Unsere Art
- Hornhaut am Arsch
- F.I.F.A.
- Eigene Legenden
- Drachenflügel
- Fluch der Zeit
- Marie
Line-Up:
Felix Orschel: Gesang, Gitarre
Andreas Arnold: Gitarre
Benny Daniel: Bass
Christian Bogert: Schlagzeug
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