Geschrieben von Katja Maeting
Band: Valis Ablaze
Album: Render
Genre: Progressive / Alternative
Plattenfirma: LongBranch Records
Veröffentlichung: 19. Juli 2019
Schon kurz nach der Veröffentlichung ihres letzten Albums „Boundless“ im April 2018 (Review) hatten Valis Ablaze mit einem schon vertrauten Problem zu kämpfen – Besetzungswechsel. Infolgedessen treten die Briten auf „Render“ mit einer komplett neue Rhythmusfraktion an, aber haben es trotzdem innerhalb von 15 Monaten geschafft, einen hochwertigen musikalischen Nachfolger zu erschaffen. Zufall oder nicht, die Artworks beider Alben haben auch eine gewisse Ähnlichkeit, während die Titel in ihrer Bedeutung eher entgegengesetzt wirken.
Als Band existieren Valis Ablaze inzwischen einige Jahre und musikalische und personelle Wechsel haben von jeher diese Formation geprägt, entsprechend hoch dürfte der Erfahrungsschatz sein, mit dem man solche Situationen auffängt. Auch auf „Render“ ist der Sound der Briten wieder überwiegend als Moderner Prog ausgelegt, diesmal instrumental aber etwas engmaschiger und druckvoller agierend, wodurch die Stimme von Frontmann Phil Owens noch etwas mehr herausgestellt wird. Auch wenn der Sänger diesmal mehr bei den weichen Tönen bleibt, schafft er es mit zerbrechlich wirkender Kraft, gegen das instrumentale Wirken zu bestehen und so mit Gegensätzen besondere Wirkweisen heraufzubeschwören.
Mit den drei Vorab-Singles „Hollow Heart“, „The Convincer“ und „Proxy“ haben Valis Ablaze schon mal einen guten Vorgeschmack auf „Render“ gegeben, auch wenn es hier trotzdem noch sehr viele Schätze zu entdecken gibt. So fängt der Opener „Neon Dreaming“ schon sehr gut die Grundstimmung des Albums ein, die Balance zwischen kompaktem und melodieorientiertem Agieren wird stets gehalten, ein ausgeglichener Song, der trotzdem aus einzelnen Facetten eine interessante Dynamik gewinnt und so den Hörer umfängt. „Keyframes“ spinnt das Ganze bis ins Traumwandlerische fort, hier dominieren die Vocals und werden von weich gebogenen Rhythmus-Figuren und leichten Melodie-Elementen untermalt bevor sich im letzten Drittel alle Facetten in einem Crescendo vereinen.
Bei „Ascent“ frönen die Briten wieder ihrer Vorliebe für musikalische Gäste und erstaunlicherweise schaffen Valis Ablaze es immer wieder, diese perfekt integriert in ihren Sound in Szene zu setzen – gar nicht so leicht im progressiven Bereich. Diesmal darf Sam Bell seinen Fußabdruck hinterlassen, den einige wohl als Gitarristen von Mask Of Judas kennen dürften. Definitiv einer der schnelleren und technisch interessanten Songs des Albums, hier laufen instrumentale und gesangliche Linien nicht immer parallel, zaubern so einen aufgewühlten und lebhaften Charakter und auch die stellenweise eingestreuten Shouts, sonst eher selten auf dem Album zu finden, bringen zusätzliche Aufmerkpunkte in den Track.
„State Of Decay“ ist hingegen wahrscheinlich die ruhigste Nummer der Scheibe, eine Prog-Ballade mit langgezogenen Melodien und dezenten Rhythmusinterventionen, alles sehr fließend ineinander verwoben und mit nur graduellen Veränderungen des musikalischen Kaleidoskops. „Infinite World“ bildet dazu den absoluten Kontrast und zieht seine proggy Grundidee komplett durch, setzt kaskadige Einschnitte und behandelt Harmonie und Symmetrie als zweitrangig ohne das es zu verkopft wird. Zum Schluss ihres neuen Albums stellen Valis Ablaze noch ihren zweiten musikalischen Gast vor, die dänische Sängerin White Dove, deren Stimme im krassen Gegensatz zum druckvollen Charakter des Songs steht und ihm eine ganz eigene Note gibt.
Erstaunlicherweise gilt für „Render“ viel von dem, was ich schon zu „Boundless“ gesagt habe, nur entsprechend eine Stufe weiter. Valis Ablaze bieten hier ein Album, was ihnen alle Ehre macht, alles ist erneut auf ein stimmiges Gesamtbild ausgerichtet und verliert sich nicht in Selbstbetrachtung, aber lotet sich selber auch gut aus. Auch diesmal gibt es wohl noch ein bisschen Luft nach oben, gerade am Anfang wirkt das Ganze noch minimal suchend, bevor sich „Render“ dann doch seinen Weg bahnt. Insgesamt haben Valis Ablaze ihre Stärken auch mit der neuen Besetzung bewahrt und teils sogar noch etwas ausgebaut. Die Briten empfehlen sich auch hier wieder für jeden Fan des modernen Prog und machen neugierig auf ihre weitere Entwicklung.
Von mir gibt es 8 von 10 Hellfire-Punkten.
Trackliste:
01. Neon Dreaming
02. Hollow Heart
03. The Convincer
04. Keyframes
05. Ascent (ft. Sam Bell)
06. Saturation
07. Proxy
08. States of Decay
09. Infinite World
10. Elevation (ft. White Dove)
Line-up:
Phil – Vox
Tom – Guitar
Ash – Guitar
Dan – Bass
Dayle – Drums
Weitere Infos:
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Website von Valis Ablaze