Geschrieben von: Klaus Saalfeld
Band: Various Artists
Album: The Epic Side Of Metal
Genre: Epic Metal
Plattenfirma: GoldenCore Records
Veröffentlichung: 19.06.2020
Das Label GoldenCore Records scheint es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, alte und zum Teil längst vergessene Metal-Schätze auszugraben und neu aufzulegen. In diese Reihe passt auch die neue Compilation „The Epic Side Of Metal“, auf der – wie es der Name bereits suggeriert – die eher epischen Momente diverser Bands präsentiert werden, auch wenn diese nicht unbedingt dem Genre Epic Metal zuzuordnen sind. Schon allein die Zusammenstellung der beteiligten Formationen ist ebenso interessant wie ungewöhnlich, sind hier doch kleine Acts aus dem tiefsten Teutonenstahl-Dschungel ebenso versammelt wie Kult-Bands der Marke Wishbone Ash oder Jaguar. Logisch, dass dabei so manche Rarität ans Tageslicht befördert wird, die wohl nur die aller größten Metal-Nerds auf dem Schirm haben.
Wenn es eine Band gibt, die einem zum Thema Epic Metal sofort in den Sinn kommen dürfte, dann sind es MANILLA ROAD, dementsprechend gebührt der Truppe um den vor knapp zwei Jahrenverstorbenen Gitarristen Mark Shelton die Ehre, den Songreigen zu eröffnen, und zwar mit dem Titelsong des 1986 erschienen Albums „The Deluge“, bei dem einem insbesondere das exzellente Riffing des Saitenhexers wahlweise für feuchte Augen oder Buxen sorgt. Die amerikanischen Power Metaller GRIFFIN können mit „Flight Of The Griffin“ aus dem 1984 auf instrumentaler Ebene ebenfalls überzeugen, etwas gewöhnungsbedürftig sind da schon die stimmlichen „Aussetzer“ von Sänger William McKay, der immer mal wieder in etwas schräg anmutende Höhen abdriftet.
Aus alter Heimatverbundenheit freue ich mich natürlich über den Beitrag der Bonner Rocker CUTTY SARK, deren erste beiden Alben aus den mittleren 80ern vor einem halben Jahr wieder veröffentlicht und erst kürzlich von unserm Jörg für gut befunden wurden (nachzulesen HIER). Die legendäre britische Rockband WISHBONE ASH mag auf den ersten Blick nicht so recht ins „Billing“ zu passen, die Live-Version ihres 1972 erschienen Blues-Rockers „The Warrior“ fügt sich aber nahtlos in die Tracklist ein. „Evil Spirit“ (von 1985) der niederländischen Formation DARK WIZARD hätte man sich auch auf einem der ersten beiden Maiden Alben vorstellen und ist für mich sowas wie das heimliche Highlight der Scheibe.
Erst vor ein paar Tagen hat sich Kollege Marco der 35’th Anniversary Edition von „Lords Of Sin“ der britischen NWOBHM Veteranen WITCHFYNDE angenommen (Review HIER). Auf dieser ist auch der hier vertretene Track „The Lord Of Sin“ vertreten, über den Herr Gräff schrieb, er würde auf ihn wie „eine Mischung aus Guns’n Roses und U2 wirken“. Fand ich diesen Vergleich anfänglich etwas weit hergeholt, muss ich ihm letztlich aber zustimmen, nicht zuletzt dank der Stimmlage von Fronter Luther Beltz, die dem ganzen einen leicht poppigen Anstrich verleiht. Dennoch aber eine großartige Nummer. Mit TEMPEST und SUDDEN DEATH folgen zwei der Underground Acts aus Good Old Germany, von denen Erstere sich vor allem durch ihre Ausbrüche in flottere Gefilde auszeichnen, während Letztgenannte auf „Dust In The Wind“ (kein Kansas Cover) beinahe wie ein Mix aus alten Accept und Unrest klingen.
Die aus Worms stammenden VIRON liefern mit „Sniper“ nicht nur den mit Abstand längsten, sondern auch den „jüngsten“ Beitrag des Albums ab (aus dem Jahr 2008). Der Track wandelt irgendwo zwischen getragenem Power Metal, ruhigeren Parts und High-Speed Momenten und vermag aufgrund seiner Variabilität zu jeder Zeit den Spannungslevel hoch zu halten. Der Power-Track „As The Crow Flies“ der britischen NWOBHM Legende JAGUAR gehört sicherlich zu den besten Songs der Compilation, passt aber von seiner Ausrichtung her nicht so ganz zum übergeordneten Thema. „The Night That Lasts A Thousand Years“ der Pfälzer ECONOMIST wabert größtenteils behäbig doomig vor sich hin, ehe es im zweiten Teil zu kurzzeitigen Speed Eruptionen kommt. Ein etwas schräg anmutendes Orgel-Instrumental von MANILLA ROAD beschließt dann die fast achtzig (!) minütige Metal Zeitreise.
Über den Sinn solcher Compilations kann man natürlich immer streiten, aber „The Epic Side Of Metal“ lässt aus meiner Sicht kaum Wünsche offen, denn hier bekommen sowohl altgediente Fans wie auch Neueinsteiger einen tollen Querschnitt des Genres, insbesondere vor dem Hintergrund, dass der überwiegende Teil der Songs weit mehr als dreißig Jahre auf dem Buckel hat. Und wenn das Ganze dann noch für ’nen schlappen 10er feilgeboten wird, sollte man auf jeden Fall zuschlagen! Fortsetzung folgt?!
Von mir gibt es 8 von 10 Hellfire-Punkten
Trackliste:
- MANILLA ROAD – The Deluge
- GRIFFIN – Flight Of The Griffin
- CUTTY SARK – Vultures In The Air
- WISHBONE ASH – The Warrior (Live)
- DARK WIZARD – Evil Spirits
- WITCHFYNDE – The Lord Of Sin
- TEMPEST – Control The World
- SUDDEN DEATH – Dust In The Wind
- VIRON – Sniper
- JAGUAR – As The Crow Flies
- ECONOMIST – The Night That Lasts A Thousand Years
- MANILLA ROAD – Morbid Tabernacle
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