Velvet Viper – Die Gefahr besteht schon, dass man in den alten Seilen hängen bleibt

© Volker Wilke

 

Mit dem Hellfire Quick5 Interview versuchen wir dem Leser möglichst interessante Infos aus den Musikern rauszukitzeln, ohne dass sie sich seitenlangen Fragen/Antworten hingeben müssen.
Wir vom Hellfire bemühen uns, (mehr oder weniger) kurz und prägnant im Rahmen von 5 Fragen zu agieren (manchmal kann eine Frage auch gedoppelt oder getrippelt sein); dem Musiker obliegt es, nach seinem Gutdünken zu antworten: kurz und knapp bis hin zu ausschweifend und umfangreich.

 

Am 23. April kommt „Cosmic Healer“ das neue Werk von Velvet Viper auf den Markt. Ein Album voller Überraschungen, welches förmlich danach schreit, es von Jutta Weinhold dokumentieren zu lassen. Mit dabei auch Gitarrist Holger Marx.
Lasst Euch überraschen.

 

HF: Wer sich ohne Vorabinfos das neue Velvet Viper Album „Cosmic Healer“ anhört, wird womöglich zuerst einmal denken, er habe die falsche CD im Player. „Cosmic Healer“ hebt sich von allen anderen Velvet Viper/Zed Yago Alben ab, ist ungewohnt härter, schneller…
Die Songs gehen mir – und das ist gegenüber den alten Stücken keinesfalls abwertend gemeint – auf Grund ihrer eingängigen Refrains (Sword Sister, Voice Of An Anarchist, On The Prowl) direkt ins Ohr und laden sofort zum Mitsingen ein, machen den neuen Stoff zugänglicher.
Dagegen sind auf dem Album aber auch die Velvet Viper typischen getragenen, dramatischen Songs (Let Metal Be Your Master, Holy Snake Mother, Sassenach) die die Brücke zu den vorherigen Alben schlagen.
Ich denke, das ist das Ergebnis des Einflusses der jungen Bandmitglieder, speziell von Holger Marx. Habt Ihr bewusst den Velvet Viper/Zed Yago typischen schweren, tragenden Dramatic Metal etwas zurückgenommen und in diese Richtung getrieben oder hat sich das beim Komponieren automatisch so ergeben?

 

Jutta: Musik entwickelt sich, eine Band auch. Es dauert eine Weile bis man den hundertprozentigen eigenen Stil gefunden hat. Holger und ich haben die Songs entwickelt und einer puscht den anderen. Bedingt durch unsere unterschiedlichen Generationen entstehen so auch Fusionen. Für mich als alten Rock-Indianer ist die Arbeit mit Holger eine Bereicherung für meine gesangliche Leistung. Man öffnet neue Türen und alte Türen fallen zu. Ok, die alten Türen bleiben einen Spalt offen. -smile-

Holger: Gerade auf „Respice Finem“ lautete der Plan schon sehr konkret, in Richtung Zed Yago zu gehen. Damals war am Anfang ja auch noch Bubi der Schmied am Schlagzeug dabei, der mittlerweile im Rockhimmel trommelt.

 

HF: Ich habe den Ritchie Newton Podcast mit Dir Jutta gesehen und hatte dabei das Gefühl, dass Du selber von dem Ergebnis des Albums überrascht bist und etwas Angst vor der eigenen Courage hattest/hast. Warst und bist Du unsicher, wie die beinharten Velvet Viper Fans das Album aufnehmen werden und an Holger die Frage, inwieweit Du und die anderen Bandmitglieder Jutta überzeugen musstest, den Fuß aufs Gaspedal zu drücken.

Jutta: haha Fuß aufs Gaspedal ist gut Jörg. Die Gefahr besteht schon, dass man in den alten Seilen hängen bleibt, aber mein Motto ist schon immer open minded zu sein …..offen bleiben und der Entwicklung nicht im Wege stehen auch wenn sie Umstände machen. Ob eine neue Produktion ankommt ist ja immer ein Risiko. Manche werden es mögen und andere eben nicht. Unter uns: wenn ich die Cosmic Healer höre, denke ich nicht schlecht für eine unermüdliche 73jährige. Fazit: Rock Musik hat nichts mit dem Alter zu tun. Solange die Passion und die Power an Bord ist, solange ist das Schiff auf See.

Holger: Wir hatten schon auf den Konzerten zum letzten Album immer eher die zackigeren Nummern aus dem VV-Katalog rausgesucht, etwa Ice Breaker und Percival vom ersten Album von 1991. Ich persönlich stehe eh sehr auf die Kai-Hansen-Abteilung mit viel Double-Bass-Schlagzeug und so, von daher bin ich da sicher nicht ganz unschuldig.

 

HF: Ich kann nicht erklären, wie ich zu dem Gedanken komme, aber ich habe das Gefühl, dass nach dem Neustart 2017 Velvet Viper für mich jetzt viel mehr eine Einheit, vielleicht „Familie“ sind, was auch daran liegt, dass Ralf (Basten) wieder für den Mix verantwortlich zeichnet. Könnt Ihr mit dieser Einschätzung leben?

Jutta: ja, ich kann damit natürlich leben, denn es ist mein größter Wunsch, von Anfang an, zur Rockfamilie zu gehören. Etwas „familiäres“ ist auch nicht verkehrt in unserer Zeit mit Abstand…..und das nicht nur seit Corona.
Wir finden es große Klasse, dass wir Ralf gewinnen konnten. Er hätte es nicht gemacht, wenn er nicht an das Material glauben würde.

Holger: Micha (Fromm, dr – JS) und Johannes (Horas Möllers, bs – JS) sind für uns an Schlagzeug und Bass auch genau die Leute, die wir brauchen, das passt musikalisch und persönlich richtig gut.

 

© Volker Wilke

HF: Eine Frage an Holger: war es für Dich anfangs nicht schwer, mit so einer Rockgröße wie Jutta zusammenzuarbeiten? Schließlich ist sie so lange im Geschäft, dass ich mir vorstellen kann, dass der Respekt und die Hochachtung einen selbst ziemlich einschüchtern kann? Auf der anderen Seite kenne ich Jutta als eine sehr offene und zugängliche Person, die es anderen nicht schwer macht, mit ihr warm zu werden. Beim Komponieren kann das allerdings ganz anders aussehen.

Jutta: jetzt bin ich mal auf Holgers Antwort gespannt. -smile-

Holger: Vor dem ersten Konzert, das war 2015 auf dem Keep it True (damals noch als „Jutta Weinhold Band“) hatte ich schon ziemlich Bammel, weil wir die Sache ja auch mit einer Gitarre durchziehen und man da schon richtig abliefern muss. Dass das dann später auch beim Entwerfen neuer Songs so gut gepasst hat, ist eine glückliche Fügung. Jutta ist, wie jeder weiß, der sie schonmal getroffen hat, aber auch eine sehr freundliche und offene Person, da konnte ich mich schnell eingewöhnen.

 

HF: Mit Eurem Label Massacre habt Ihr meiner Meinung nach endlich eine Plattenfirma im Rücken, die Euch so unterstützt, wie man es als Band – gerade in so einer schwierigen Zeit mit Corona – braucht und was Euch ziemlich den Rücken stärken müsste. Ist das auch noch mal so ein Faktor gewesen, der Euch als Band zu Höchstleistungen angetrieben hat? Wie nehmet Ihr diesen Support mit, um die Zeit bis zu den ersten Konzerten nach Corona zu überbrücken?

Jutta: das ist auch ein Thema für Holger….
Ich selbst kenne ja noch die Plattenfirmen aus den 80ern. Das waren ganz andere Maßstäbe. Damals gab es noch Künstlerverträge und die Firmen haben sich amtlich eingesetzt um mit Promotion und Marketing ihre Bands zu verkaufen.
Heute gibt es sehr, sehr viele Bands und so wird der Kuchen in ganz kleine Stücke geteilt. Ferner kann ein Label nicht mehr an die Plattenverkäufe von damals anknüpfen und so müssen sie auch rechnen. Wir sind froh mit Massacre zu arbeiten und hoffen, dass es mit der neuen Produktion gut voran geht.
Problematisch ist natürlich die Seuche, die es unmöglich macht eine Tour zur VÖ von -Cosmic Healer- zu spielen.
Damit Holger und ich nicht einrosten haben wir ein neues Projekt an den Start gebracht für das wir uns alle 14 Tage treffen. ACOUSTIC PILGRIMAGE wir spielen Zed Yago und Velvet Viper Songs akustisch. Ein kleines Schmankerl ist auf der Cosmic Healer…..Götterdämmerung akustisch. Herauszufinden welche Songs sich eignen ist eine schöne Aufgabe und hält uns fit, bis es endlich mit Micha (Fromm) und Johannes (Horas Möllers) wieder gemeinsam zur Sache geht.

Holger: Bei einem etwas bekannteren Label zu sein, das entsprechend vernetzt ist, hilft natürlich, aber man muss heute einfach viel unterwegs sein, um wahrgenommen zu werden. Die Pandemie-Zeit ist schon sehr heftig, weil für die meisten Bands Konzerte und dortige Merchandise-Verkäufe die wichtigste Einnahmequelle sind. Mal sehen, welche Clubs und Bands überhaupt noch da sind, wenn es wieder losgeht.

Vielen Dank für Eure Zeit. Ich drücke Euch die Daumen, dass Ihr schnell wieder auf der Bühne stehen könnt und freue mich darauf, das neue Material live zu hören.
Bleibt gesund!!!

Jutta: Danke Dir Jörg für Deinen Support und auch einen fetten Gruß an die Leser von Hellfire, bleibt gesund

 

Interview: Jörg Schnebele

 

Mehr Infos:

https://www.facebook.com/VelvetViper

 

 

 

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