Geschrieben von: Gernot Sieger
Band: Velvet Viper
Album: Nothing Compares To Metal
Genre: Heavy Metal
Plattenlabel: Massacre/Soulfood Records
Veröffentlichung: 21.07.2023
Velvet Viper, der Nachfolger von Zed Yago, haben eine neue Scheibe am Start. 1985 gründete Jutta Weinhold die Band Zed Yago und veröffentlichte als Debut ein Konzeptalbum, welches auf der Geschichte der fiktiven Tochter des fliegenden Holländers basierte. Dieses Album ist bis heute ein Meilenstein des deutschen Metal Genres, begründete es doch den Begriff Dramatic Metal. Aufgrund eines Rechtsstreits, wer denn nun die Rechte am Namen Zed Yago hatte, entschied Jutta das Projekt unter dem Namen Velvet Viper fortzuführen. Leider konnte sie damit nicht an frühere Erfolge anknüpfen.
Am 19. Oktober 1947 in Mainz geboren, war Jutta Kleinhold ein Kind der Nachkriegszeit und des deutschen Wirtschaftswunders. Was aber, denke ich, viel wichtiger war, ist der Umstand, dass dies ja auch die Zeit war in welcher die Musik eine der größten Entwicklungen überhaupt gemacht hat. Und Jutta Weinhold war mittendrin. Bereits Ende der 1960er Jahre, nachdem sie in mehreren Amateurbands gesungen hatte, bekam sie eine Rolle im Rockmusical Hair. Es folgten Rollen im Musical Godspell und in der Rock Oper Jesus Christ Superstar. Danach kamen Blues Sessions mit der Kaftan Blues Band in deren Dunstkreis sie die Hamburger Hardrock Szene kennenlernte. Es folgte eine Zeit als Gastmusikerin bei Udo Lindenberg. Danach nahm sie ein Album mit der Band Breslau ehe sie 1985 Zed Yago gründete. Hier verbindet sie Metal mit Klassikelementen. Weinhold ist aber auch eine gefragte Studio und Session Musikerin, wobei ihr großer Stimmumfang auch viele andere Musikrichtungen bereichert. 1990 erschien das erste Album unter dem Namen Velvet Viper. Seit 2012 tritt sie auch noch mit der Jutta Weinhold Band auf.
Die ersten beiden Alben von Velvet Viper erschienen 1990 und 1992, dann war es sehr lange ruhig um die Band ehe 2018, 2019 und 2021 drei weitere Alben erschienen. Alle 5 Alben konnten nicht an die Erfolge von Zed Yago anknüpfen, aber das entmutigt die heute 75-jährige Jutta Weinhold gar nicht, und so habe ich mit Nothing Compares To Metal das 6. Album der Band vorliegen. Mit Holger Marx (Gitarre), Micha Fromm (Schlagzeug) und Johannes Horas Möllers (Bass) wurde das vorliegende Werk eingespielt, welches Velvet Viper unter anderem in diesem Jahr live in Wacken präsentieren wollen.
Nothing Compares To Metal ist ein Schritt zurück zu alter Stärke, ein Schritt in die Ära die Jutta Weinhold, egal unter welcher Bandfirmierung, groß gemacht hat. Wenn man die Geschichte von Jutta nicht kennt, denkt man eine junge Sängerin, Mitte der 20er am Mikro zu haben. Nichts deutet darauf hin, dass die Ausnahmesängerin am Mikro bereits 75 Jährchen auf dem Buckel hat. Das lässt hoffen, offensichtlich hält Metal jung. Eine kraftvolle Stimme, deren Stimmvolumen immer noch den Umfang früherer Jahre hat, dröhnt mir aus den Boxen entgegen.
Das Songwriting ist, genau wie auf den beiden vorangegangenen Alben von Jutta und Gitarrist Holger Marx in Teamwork erfolgt, man merkt wie gut dieses Duo harmoniert. Jutta, welche klassische Stücke von Wagner liebt, hat erneut ein Werk abgeliefert, welches an Dramatik kaum zu überbieten ist. Epische Songs ziehen sich ja durch die ganze Karriere von Jutta Weinhold, und hier fehlen sie natürlich auch nicht, die Fans der Band werden nicht enttäuscht. Jutta bringt die Stücke teilweise mit großer Theatralik rüber, was vermutlich ihrer Liebe zu Wagner geschuldet ist. Aber genau das gibt den einzelnen Songs Herz, Tiefe und machen sie zu einer runden Sache.
Eine raue Produktion ist für die abwechslungsreichen Songs genau richtig, es trifft auf den Punkt. Mancher Song hat durchaus Ohrwurmcharakter, ohne dabei gezielt kommerziell zu wirken. Es sind Midtempo Nummern ebenso vorhanden, wie schnellere, doomige Songs, was das Ganze insgesamt gut abrundet. Der Titelsong, Nothing Compares To Metal, hat in jedem Fall das Zeug zur Hymne, es wird sicherlich gerade auf großen Festivals eines der Highlights werden.
Ob es eines Stücks wie Es Kommt Die Zeit, ein in Deutsch gesungener, langsam, getragener Song auf einem solchen Album bedarf, sei mal dahingestellt, es schmälert aber den Gesamteindruck keineswegs. Es scheint Jutta sehr am Herzen zu liegen, wie man ihrer Stimme anhört, und textlich wirkt es sehr persönlich.
Ich möchte keine Songs als Anspieltipps hervorheben, denn das würde die anderen Stücke herabwürdigen, und das wäre unfair, denn das Album ist für mich von durchgehend herausragender Qualität. Wenn überhaupt ein Song noch besonders heraussticht, dann ist es Nothing Compares To Metal, das aber auch nur wegen seiner Eignung zur Hymne.
Von mir gibt es 10 von 10 Hellfire Punkten!
Tracklist:
01 Nothing Compares To Metal
02 Invisible Danger
03 Urd Wardande Skula
04 Blood On The Moon
05 Speak Truth To Power
06 Sorcerer’s Apprentice
07 Heroic Hearts
08 Rise From The Fallen
09 The 4th Part
10 New World Child
11 Es kommt die Zeit
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