Geschrieben von Katja Maeting
Band: Vertilizar
Album: Vertilizar (EP)
Genre: Alternative Rock/Post-Grunge
Plattenfirma: unsigned
Veröffentlichung: 21. September 2018
Ich gehöre ja zu den Leuten, die sich gerne ablenken lassen. Vor allem, wenn es um das Abarbeiten meiner schon etwas angestaubten To-Do-Liste geht. Meine neueste Ablenkung ist gerade ein tolles Sixpack – allerdings der musikalischen Art. Denn so viele Songs bieten Vertilizar auf ihrer Debüt-EP und sind damit meine bestklingendste Ausrede im Moment. Wobei sich die Jungs meine Aufmerksamkeit durch ihre geniale Kombination aus talentierten Musikern, tollem Songwriting und aussagekräftigen Texten aber auch wirklich verdient haben.
Im Januar diesen Jahres veröffentlichten Vertilizar ihre erste Single „Bleed“, gerade mal drei Monate nach Bandgründung. Das spricht nicht nur für die Motivation der Band, sondern zeigt auch, dass sich hier erfahrene Musiker zusammengefunden haben, so sind z.B. Sänger Oliver Zinhobl und Drummer Thomas Buchinger durch ihre gemeinsame Aktivität bei Ryotts ein eingespieltes Team. Schon mit dieser Single und dem zugehörigen Video erlangten die Österreicher viel Aufmerksamkeit, denn halbe Sachen machen die Jungs nicht. Hier wird alles hochwertig und professionell präsentiert, entsprechend überzeugend erweist sich der Hör- und Sehgenuss. So können sie die beeindruckenden Grundlagen ihres Sounds, gekrönt von der kraftvollen Rock-Stimme ihres Frontmanns, in das richtige Licht rücken. Es folgten zwei weitere eigene Singles („The End Is Near“ und „Time“) und ein Rock-Cover des Amy Macdonald Hits „This Is The Life“, welches selbst mich als passionierte Hasserin von Cover-Versionen begeistert hat.
Folgerichtig gewinnen Vertilizar stetig mehr Fans für ihren Alternative Rock mit starkem Post-Grunge Einschlag. Wer den großen Bands des Post-Grunge zugetan ist, hat hier die Chance, eine mehr als nur vielversprechende neue Band am Anfang ihres Weges zu entdecken, die jetzt schon über einen ganz eigenen Stil verfügt. Auf diesem Weg setzen sie am 21. September den ersten Meilenstein und veröffentlichen ihre EP, ein etwas verfrühtes Geschenk zum ersten Bandgeburtstag. Diese enthält neben den drei schon bekannten Singles auch drei bisher unveröffentlichte Songs, die sich definitiv nicht verstecken müssen.
Direkt als Opener stellt sich einer davon vor. „Pathetic“ eröffnet mit einem Riff-Motiv, das sich sofort im Ohr festsetzt und den Hörer durch den kompletten Song begleitet. Wie schon bei ihrer ersten Single „Bleed“ spielen Vertilizar hier mit den Post-Grunge typischen Gegensätzen aus getrageneren und energetisch-druckvollen Song-Passagen, ohne diese so deutlich auszudefinieren wie bei ihrem Erstling. Die abwechslungsreiche Ausgestaltung der Vocals wie auch ein immer wieder kurzes Anziehen in den Instrumentalläufen verschafft dem Track eine auffällige Dynamik. Energie und Melodie sind bei Vertilizar keine Gegensätze.
Dass sie auch die ruhigeren Töne problemlos beherrschen, haben Vertilizar schon bei „Time“ bewiesen, aber „The Truth“ ist nochmal um Längen besser. Faszinierend ist dabei, dass die Band es schafft, Emotionen zu vermitteln, ohne das sich einer der Musiker dafür zurücknehmen muss. Statt zerbrechlich klingt die Stimme von Sänger Oliver immer noch kraftvoll, aber eben auch voller Gefühl. Ebenso müssen sich die Instrumentalisten nicht klischeehaften Balladenstrukturen unterwerfen, um die Aussagekraft des Songs zu unterstützen. Mit jedem Ton fühlt man die kalten Finger der Beklemmung und Traurigkeit im Nacken. Während die rhythmische Grundstruktur des Songs schon fast im Midtempo-Bereich anzusiedeln ist, setzt die Gitarre im Wechsel mit dem Sänger die gefühlvollen Momente, wobei sich die Melodielinien beider so annähern, dass es fast wie ein Duett wirkt.
Als letzte Unbekannte in der Vertilizar-Gleichung tritt „Outlaw“ an, bei dem die Österreicher ihren druckvollen, mitreißenden Sound etwas auflockern. Aber auch wenn sie hier klanglich etwas weniger kompakt agieren, bleiben ihre Trademarks definitiv vorhanden. Die wellenartige Intensität des Songs wird durch einen kurzen Moment des Innehaltens in der zweiten Hälfte des Liedes noch verstärkt, aus dem heraus die Gitarren den Song mit einem massiven Riff wieder voran treiben und der Gesang diesem Druck Rechnung trägt und die Vocals im Chorus mit noch mehr Kraft ausgestaltet.
Vertilizar gehören für mich auf jeden Fall zu den Entdeckungen diesen Jahres. Mit ihrem Debüt zeigen sie, dass sie das Talent und die Motivation haben, es sehr weit zu schaffen und locker neben diversen Genre-Größen bestehen können. Wenn sie das auch live rüberbringen können, hält diese Jungs so schnell keiner mehr auf. Wer abwechslungsreichen Alternative Rock mag, muss hier unbedingt reinhören. „Vertilizar“ ist die beste Visitenkarte, die eine Band sich selber erschaffen kann.
Trackliste:
01. Pathetic
02. Bleed
03. The Truth
04. Outlaw
05. Time
06. The End Is Near
Line-up:
Oliver Zinhobl – Vocals & Rhythm Guitar
Florian Wacha – Lead Guitar
Simon Hinterberger – Bass Guitar
Thomas Buchinger – Drums
Weitere Infos:
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