Mit dem Hellfire Quick5 Interview versuchen wir dem Leser möglichst interessante Infos aus den Musikern rauszukitzeln, ohne dass sie sich seitenlangen Fragen/Antworten hingeben müssen.
Wir vom Hellfire bemühen uns, (mehr oder weniger) kurz und prägnant im Rahmen von 5 Fragen zu agieren (manchmal kann eine Frage auch gedoppelt oder getrippelt sein); dem Musiker obliegt es, nach seinem Gutdünken zu antworten: kurz und knapp bis hin zu ausschweifend und umfangreich.
Nach geschlagenen 27 Jahren steht nun die aktuelle Veröffentlichung „Veni Vidi Vice“ von Vice in den Läden.
Grund genug, um uns mit dem einzig verbliebenen Ur-Mitglied Chris „Yps“ Limburg zu unterhalten.
HF: Yps, wenn ich das richtig sehe liegen zwischen der Veröffentlichung von „Second Excess“ und „Veni Vidi Vice“ glatte 27 Jahre.
Nach Second Excess habe ich Euch aus den Augen verloren und bin mir gar nicht sicher, ob mit Vice noch viel gelaufen ist.
Klär uns mal über die „verlorenen“ 27 Jahre auf.
Yps: Vielen Dank für dein Interesse an den neuen VICE.
VICE gab es ja bis ca. 1996 allerdings ab 1993 unter dem Namen „WET PAINT“. In dieser Zeit wurde auch ein Longplayer namens „Shhh“ in den Good Night LA Studios in Los Angeles aufgenommen (Produziert von Jim Chrichton, SAGA und Richard Baker, SANTANA), welcher in Deutschland auf dem Label No Bull Records veröffentlicht wurde.
Nachdem dann 1997 endgültig Schluss war, habe ich mich auf meine Studioarbeit konzentriert und meine Firma „lictoc music“ ins Leben gerufen.
Fünf Jahre lang habe ich dann nur produziert, komponiert, arrangiert – unter anderem eben auch die „DoubleX“ und die „Free“ von BONFIRE.
2002 fragten mich die „Herrn Bonfire“ dann, ob ich mir nicht auch vorstellen könnte live zu spielen.
Das ging dann bis genau vor 3 Jahren, als sich die Band dann wegen Unstimmigkeiten trennte.
Erst danach hatte ich also die Zeit und Muße über meine musikalische Zukunft nachzudenken. Ich begann ein paar Songs zu schreiben und fand schnell heraus, dass diese tatsächlich ein bisschen nach den alten VICE klangen – und so entstand die Idee.
HF: Irgendwie hatte ich erwartet, den einen oder anderen Deiner alten Bandkollegen bei den aktuellen Vice wiederzutreffen, was nicht der Fall ist. Woran liegt das? Desinteresse der anderen oder Desinteresse von Dir? Lagen die Namensrechte von Anfang an bei Dir?
Yps: Die Namensrechte lagen nie bei mir und sind auch jetzt noch immer bei meinem damaligen Kollegen und Freund Jörg Hargesheimer (Gitarre,VICE), der übrigens auch der Gründer der ehemaligen Formation VICE war.
Natürlich habe ich meine alten Bandkollegen über die Mitwirkung am neuen Projekt befragt, aber leider war das Interesse nicht allzu groß – ehrlich gesagt habe ich aus persönlichen Differenzen aber auch nicht alle der Herren befragt ?
HF: Musikalisch knüpft Ihr da an, wo Ihr damals aufgehört habt; von daher spekuliere ich mal, dass die Songs ausnahmslos aus Deiner Feder stammen, korrekt? Wie verläuft bei Euch das Songwriting, Ausarbeiten bis hin zur Produktion?
Ysp: Bei dem neuen Album habe ich tatsächlich die meisten Songs geschrieben, aber auch ein paar in Kooperation mit Mitch (Vocals).
Bei den ehemaligen VICE waren es Jörg und ich die für die Musik zuständig waren – Texte kamen vom Sänger und Bassisten.
Aus Zeitgründen war bei dieser Produktion ein gemeinsames Ausarbeiten im Proberaum gar nicht möglich, sondern die Songs wurden direkt bei den Aufnahmen im Studio nochmals arrangiert und verändert.
HF: Damals wurdet Ihr als „bunteste Metal band der Welt“ vermarktet; heute lauft Ihr unter dem Banner „Happy Metal“.
Besteht da nicht die Gefahr, dass speziell beim Begriff „Happy Metal“ Euch die Fans eher als „uninteressant“ abtun, weil Anno 2017 eher „böse“, „dunkel“ und „brutal“ angesagt ist?
Yps: Das ist ein sehr interessanter Aspekt, den ich auch so noch gar nicht bedacht habe; aber ich denke, dass es genau aus diesem Grund höchste Zeit ist wieder Zuversicht und eine Perspektive durch Rockmusik zu verbreiten.
Wenn ich mir die politische Situation, die Profitgier und den Wahnsinn der auf der Welt herrscht so ansehe, ist es genau das was du ansprichst „böse, dunkel und brutal“ also kommen wir definitiv nicht zu früh mit unserer positiven Lebenseinstellung und Party Message um dem entgegenzuwirken ?
HF: Ich muss abschließend mal ganz ketzerisch nachfragen: in einer Zeit, wo so ziemlich jede Band mit langer Historie Reunions (Accept, Dirkschneider, Helloween usw usw) rauskramen: käme es für Dich in Betracht, im Rahmen – sagen wir mal von Festivals – noch einmal mit Deinen alten Bandkollegen gemeinsam auf die Bretter zu steigen?
Yps: Wie schon gesagt – mit dem ein oder anderen kann ich es mir sehr gut vorstellen – mit dem anderen nicht ?
Interview: Jörg Schnebele
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