Geschrieben von Dirk Draewe und Marco Gräff
Wacken… Für alle Metalheads das Mekka schlechthin und wie immer wieder außergewöhnlich. Als ich 2015 das letzte Mal hier war, versanken wir im Schlamm und 2018?? Wacken bei subtropischen Temperaturen und über dem ganzen Festivalgelände hing eine riesige Dunst- und Staubglocke. Schwer zu sagen, was besser ist. Aber, um es vorweg zu nehmen, es war wieder mega.
Nachdem ich es am Mittwoch mit DORO in der Metalchurch sehr ruhig angehen ließ, leider waren keine Fotos wegen Überfüllung unmöglich, stürzte ich mich am Donnerstag bei DOKKEN zum ersten Mal in den Fotograben. Leider waren am frühen Nachmittag noch nicht so viele Fans vertreten und angesichts der Temperaturen, waren die wenige Schattenplätze komplett belegt. Die US Hardrocker um Sänger Don Dokken ließen sich davon aber nicht beindrucken und gaben alles und bewiesen damit einmal mehr, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören.
Anschließend wechselte ich zur Wasteland Stage, wo als nächstes die Münchner Band PIKES EDGE auf mich wartete. Ich hatte zuvor kaum was von der Band gehört, aber das was ich gehört hatte, machte mich mehr als neugierig und ich wurde nicht enttäuscht. Die Jungs sorgten mit ihrer eigenen Mischung von Metal für ordentlich für Stimmung und Sänger Pike sorgte mit seinen bosnischen Wurzel für eine ganz besondere Würze. Als ich meine Fotos im Kasten hatte war mir klar, dass ich diese Band, deren Scheiben im übrigen von U.D.O.-Bassisten Fitty Wienhold produziert werden, weiterhin im Auge behalten werde.
Danach ging es mit VINCE NEIL, der Ex-Stimme von Mötley Crüe, auf der Harder Stage grandios weiter. Leider war zu Beginn der Show das Mikro von Vince sehr leise und selbst bei uns ganz vorne, ging die Stimme im Gitarrengewitter unter. Aber die Techniker leisteten wie gewohnt ganze Arbeit und schon kurze Zeit später zauberten Hits wie „Shout At The Devil“ oder „Home Sweet Home“ vielen ein breites Grinsen ins Gesicht.
Während ich mich nach der ersten Hitze des Tage etwas in die wenigen Schattenplätze zurück zog, ging es für meinen Kollegen Marco auf der Wet Stage weiter. Mit einem eher unüblichen Intro läuteten die deutschen Death Metal Überflieger DESERTED FEAR aus Thüringen ihr Set ein. Aus den Boxen knallte „You give love a Bad Name“ von Bon Jovi durch den Bullhead Circus. Danach traten die vier Jungs unter frenetischem Jubel auf die Bühne der WET Stage. Eine dreiviertel Stunde glich der Gig einem Abriss den die tobende Menge dankbar annahm. Mit ihrer Spielfreude und dem knackigen, fetten Sound blieb niemand ruhig. Selbst die Band schien dem, was gerade hier abging, nicht wirklich zu glauben und man sah ihnen den Spaß und die Freude wirklich an. Und gerade das macht die Old School Deather so sympathisch. Und wenn am Ende „Bury your Dead“ gespielt wird ist sogar der Hellfire Mann den Tränen nah. Da verzeiht man auch mal den ein oder anderen platten Witz. Ganz klar ein Konzert Highlight des diesjährigen W:O:A!
Ausreichend mit Wasser versorgt, trieb es mich derweilen zu OOMPH! auf die Louder Stage. Ich war gespannt, wie sich die Band live präsentiert, da ich sie bisher nur von CD kannte. Die stilistischen Wurzeln nie vergessen, präsentierten OOMPH! eine musikalische Rundreise durch ihre Bandgeschichte, sehr zur Freude ihrer Fans. Die mittlerweile heftigen Temperaturen im Infield, auch wenn wir schon Spätnachmittag hatten, störte die Fanschar dabei nicht und man tanzte ausgelassen und die Staubwolke wurde immer größer.
Parallel dazu befand sich Kollege Marco auf der Faster Stage, wo Deutschlands Metal Urgestein Udo DIRKSCHNEIDER die hungrigen Metalheads beehrte. Nach wie vor zieht sein Accept Abschiedsprogramm die Massen an. Auch ich bin der Meinung, die Klassiker klingen nur mit Udo als Sänger wirklich richtig gut. Und somit freuten sich zehntausende mit mir, als die Band endlich loslegte und dieses Mal die unbekannteren Klassiker aus der Accept Ära mit Udo gespielt wurden. Dabei durften die ganz großen Klassiker wie „Fast As a shark“, „Princess of the dawn“, „Metal heart“ oder „Balls to the wall“ natürlich nicht fehlen. Wenn auch Udo schon besser klang, das musikalische war mal wieder erste Sahne.
Zu den Klängen von Dirkschneider bewegte ich mich angesichts der Temperaturen schon fast wie ein Zombie (was ich übrigens auch bei vielen Metalheads beobachten konnte) zurück zum Wackinger Village, wo MONSTAGON auf mich warteten. Vom Bühnenoutfit perfekt zur Wastland Stage passend, präsentierte das Hannoveraner Quartett ihre Mischung aus Groove Metal und Heavy Rock. Und als ob es nicht schon heiß genug war, wurden hier auch schon erstmalig die Flammenwerfer gezündet, heiße Go-Go-Tänzerinnen heizten das Publikum an und dutzende Gummipuppen flogen durch die Menge. Gott sein Dank sorgte Shouter Murdoc Marv mit seiner CO²-Kanone wenigstens in den ersten Reihen für etwas Abkühlung.
Und als ob ich nach Oomph! und Monstagon nicht schon genug Kontrastprogramm an dem Tag hatte, gabe es mit US-Rockern HATEBREED von der ersten Minute voll auf die Fresse. Die eh schon über dem Infield schwebende Staubglocke wurde größer und größer und wer bis jetzt noch keine Staubmaske vor dem Gesicht hatte, den konnte man nur noch bemitleiden. Der energiegeladene Mix aus Hardcore und Metal ging direkt von von Ohren in die Beine und entfesselten eine Moshpit nach dem anderen… was für ein Abriss in der langsam untergehenden Sonne.
Währenddessen sollte für Marco auf der Wasteland Stage im Wackinger Dorf nun der Bourbon King eine dreiviertel Stunde regieren. BLESSED HELLRIDE aus Trier bestiegen die erhöhte Bühne und walzten mit ihrem druckvollen Heavy Rock die Menge nieder. Das Quartett feierte sich und die Menge unter ihnen mit einer Auswahl ihrer besten Songs, Spaß am Gig und zwei netten Tänzerinnen die gegen Ende ebenfalls die Bühne unsicher machten. Nicht wenige Zuschauer waren von dem Konzert begeistert und hätte parallel nicht ein gewisser Glenn Danzig gespielt, es wären mit Sicherheit einige dutzend Zuschauer mehr da gewesen. Die Wasteland typischen Feuersalven machten den ohnehin schon heißen Auftritt zu einem unvergesslichen Erlebnis, auch für die Band und es ist immer wieder schön zu erleben, wie sich auch Bands über Zuspruch und gute Shows freuen.
Tja und dann kam mein persönliches Highlight des Tages… JUDAS PRIEST. Hatten sie mich schon 2015 live mehr als begeistert, vor allem wenn man mit Ausnahme von Richie Faulkner und Andy Sneap auf’s Alter schaut, so war ich gespannt, was mich an Songs von ihrer neuen Scheibe „Firepower“ erwartet. Um es vorweg zu nehmen, die britischen Metal-Götter haben in all den Jahren nichts verlernt und irgendwie würde ich gerne auch von diesem Zaubertrank kosten. Klar kommt Rob nicht mehr an die Screams von früher dran, aber irgendwie scheint er in eine Art Jungbrunnen gefallen zu sein. Wie ich es schon von anderen Priest-Shows in 2018 gehört hatte, brauchte Rob aber auch in Wacken die ersten drei Songs, bis die Priest-Bestie entfesselt wurde und alles niederwalzte. Die Setliste ließ dabei keine Wünsche offen und neben sehr vielen Klassikern und schon lang oder noch nie live gespielte Songs waren mit „Firepower“, „Lightning Strike“ und „Rising From Ruins“ auch drei neue Songs im Gepäck. Fast schon gehofft, kam zum Abschluss noch der an Parkinson erkrankte Glen Tipton zu „Metal Gods“, „Breaking The Law“ und „Living After Midnight“ auf die Bühne um mit seinen Bandkollegen zu spielen und manch harter Metalhead wischte sich ganz verstohlen die Tränen aus dem Gesicht.
Fazit des ersten Tages: Es war heiß, Marco und ich hatten tolle Bands vor der Linse und ich fragte mich abermals, warum ich mir den Wacken-Stress antue. Aber wer Wacken kennt, weiß das es fast wie eine Sucht ist. Morgen geht es dann hier mit dem Bericht vom 2. Tag weiter… bis dahin: Stay Metal!!!
Hier geht’s zu den Fotogalerien – © Photos by Dirk Draewe (Internet – Facebook – Instagram) und Marco G. (Facebook):
DOKKEN
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VINCE NEIL
DESERTED FEAR
OOMPH!
DIRKSCHNEIDER
MONSTAGON
HATEBREED
BLESSED HELLRIDE
JUDAS PRIEST