Geschrieben von Dirk Draewe und Marco Gräff
Mit nun richtig müden Knochen und dem Wissen, dass es am nächsten Tag wieder nach Hause geht, quäle ich mich für den dritten Tag aus den Federn. Beim Blick aus dem Fenster bin ich jedoch verwirrt… wo ist die Sonne… ist das Wetter kaputt… wird es heute etwa regnen? Egal, erst mal mit nem kräftigen Frühstück stärken und dann wieder ab auf’s Festivalgelände.
Mein erstes Ziel des Tages war die Headbanger Stage wo mich THE CHARM THE FURY aus Holland mega überraschten. Frontfrau Caroline Westendorp sprang auf der Bühne rum als gäbe es kein Morgen mehr und riss die Menge sofort mit sich. Vergleiche mit anderen Bands anzustellen wären fehl am Platz, denn The Charm The Fury spielen Gott sei Dank ihren ganz eigenen Metal-Stil, mal melodiös, mal dominant stampfend, clean vocals gepaart mit growls und einer wild über die Bühne wirbelnden Shouterin… genau das, was man nach dem Frühstück braucht um auf Touren zu kommen.
Neben den Main Stages hatte ich mir für den letzten Tag hauptsächlich die kleineren Nebenbühnen vorgenommen und sollte auch beim nächsten Act NIGHT DEMON nicht enttäuscht werden. Die drei US-Musiker wussten mit klassischem Heavy Metal zu überzeugen und hielten das Publikum gekonnt bei Laune. Selbst die Bassdrum hielt der enormen Spielfreude nicht stand und war nach gut der Hälfte der Spielzeit einfach kaputt gespielt. Während die Band weiter spielte und Frontman Jarvis Leatherby seine Witze dazu abriss, wechselte die Crew gekonnt und schnell die Bassdrum aus und weiter ging die Show. Als die ersten Riffs zum Abschlusssong, dem Cover von Iron Maiden’s „Wasted Years“ erklungen, gab es absolut kein Halten mehr… Was ein grandioses Ende.
Meine nächste Band waren SPOIL ENGINE, welche die W.E.T. Stage unsicher machten. Ich hatte mir im Vorfeld eigentlich nur ein paar Songs angehört und dann für mich entschieden, dass ich die Band definitiv live sehe muss… und ja, es war genau die richtige Enscheidung. Die Belgier mit ihrer holländischen Frontfrau Iris Goessens hauten genau in die Bresche, in die zuvor schon The Charm The Fury und Night Demon geschlagen hatten und hinterließen nicht nur bei mir ein fettes Grinsen im Gesicht… Danke!
Danach war für mich erstmal wieder eine längere Pause angesagt, die ich dazu nutzte, um sowohl über das Gelände als auch durch das sonst so beschauliche Dörfchen Wacken zu ziehen, um diese ganz besondere Wacken-Stimmung aufzunehmen. Selbst bis hierhin riss der Himmel nicht mehr auf (es fiel aber auch kein Tropfen Regen) und das tat nach den letzten zwei Tagen auch richtig gut. Nach einer Stärkung an einer der vielen Fressstände war die Wackinger Stage mein nächstes Zeil, um mit SKILTRON was komplett anderes zu hören. Nicht nur weil die Band Folk Power Metal spielte, sondern weil sie auch aus Argentinien kamen. Gespannt was mich erwartete, fesselte und faszinierte mich die gekonnte Mischung aus Dudelsack und E-Gitarren zusammen mit einem treibenden und peitschenden Sound von der ersten Sekunde an. Aber auch die Fans feierten die Musiker sehr ausgelassen, nur leider konnte ich nicht bis ganz zum Schluss bleiben, da ich mir auch noch einen guten Platz für Arch Enemy sichern wollte.
Mein Kollege Marco hatte das Glück, am frühen Morgen einen der begehrten Pitpässe zu bekommen und lest selbst, wie er das Konzert empfunden hat. Ein weiteres Highlight sollten ARCH ENEMY auf der Faster Stage präsentieren. Immer wieder ein Genuss dem Quartett Plus Dame zuzuschauen. Die Melodic Death Band ist ein Garant für geile Live Shows, was natürlich auch am kanadischen Energiebündel, Hingucker und „Oberschreihals“ Alissa White-Gluz liegt. Pure Power, Lust und Freude in jedem Moment, bei jedem Song. Und wer solche zwei Ausnahmegitarristen wie Michael Amott und Jeff Loomis in seiner Band weiß, der gibt automatisch 100% mehr. Das Konzert war ein Feuerwerk an Hits. Kein Song den ich vermisst hätte. Ob nun „My Apocalypse“, „Ravenous“, „Nemesis“ oder die starken Songs vom aktuellen Album. Alles passte, machte Spaß und blieb nachhaltig in Erinnerung.
Zugunsten meiner müden Beine opferte ich Heloween United Pumpkins zugunsten dem Stuhl im VIP-Bereich. Ich weiß, jetzt werden einige von Euch den Kopf schütteln, aber wir hatten im Pressezelt auch mehrere Monitor für den Live-Stream und ich war einfach nur noch kaputt. Aber bevor ich noch zu meiner letzten Band auf die W.E.T. Stage wechselte, schaute ich mir auch noch einmal 20 Minuten der Show live vom Infield an und ja… es war wie nicht anders erwartete ein mega Erlebnis. Die schweizer Band SAMAEL sollte für mich der Abschluss von Wacken 2015 sein, aber so ganz konnte ich mich mit der Musik leider nicht anfreunden. Düster, schwer und sehr elektronik-lastig hämmerte der Sound nur so aus den Boxen, dazu fast nur Dauer-Stroposkop-Licht… ich tue mir da echt schwer, den Stil richtig einzuordnen. Vielleicht lag es aber auch einfach nur am letzten Tag und das man da einfach musikalisch komplett overloaded ist, keine Ahnung. Die Fans hatten auf jeden Fall ihren Spass und das war schließlich die Hauptsache.
Während ich schon auf dem Weg zu meiner Unterkunft war, gab sich Marco noch zum Abschluss DIMMU BORGIR aus Norwegen. Die einstigen Black Metaler und nun Symphonic Black / Dark Metaler hatten ein neues Album im Gepäck und wollten damit auch die Fans der ersten Stunde wieder beglücken. Doch leider übernimmt der Bombast immer mehr die Oberhand und die besten Songs der neuen Platte blieben auch ungespielt. So konnten nur wenige Songs überzeugen, wie etwa „Council of Wolves and snakes“, „Progenies of the great apocalypse“ und zur meiner Freude am Ende dann doch noch „Mourning Palace“. Nicht ganz was ich erhofft habe, immerhin ein guter Sound und eine Band die Spaß hatte. Sofern finstere Norweger jemals Spaß haben 🙂
Fazit vom 29. W:O:A… Es war anstrengend und wir konnten viele tolle neue Bands kennen lernen. Dank auch an dieser Stelle an die Verantwortlichen, die Media-Crew, an das Orga-Team, an die Security und die ganzen Hilfskräfte. Ihr habt alle eine mega Job gemacht und habt dafür gesorgt, dass Wacken wieder einmalig war. Allein die Wasserversorgung muss mal lobend erwähnt werden, nicht auszudenken, wenn es die nicht gegeben hätte.
Ja wir haben am Rand auch immer wieder Kritik der Fans gehört, dass sie Security so streng oder mit zweierlei Maß konrolliert haben… aber hey, dass ist deren Job und ich finde den haben sie gut gemacht. Wir haben jedenfalls mit allen sehr viel Spass gehabt, viel gelacht und freuen uns schon auf’s nächste Mal!
We see you again in WACKEN 2019… rain or shine!!!
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THE CHARM THE FURY
NIGHT DEMON
SPOIL ENGINE
SKILTRON
ARCH ENEMY
SAMAEL
DIMMU BORGIR