Wacken Open Air 2023: Tag 2

Geschrieben von Jörg Schnebele // Fotos by Jörg Schnebele JSPics

 

Phantom Excaliver

Donnerstag und Tag 2 des WOA 2023. Die Wetterkapriolen hatten sich inzwischen weitgehend beruhigt, so dass man lediglich leichten Schauern hier und da trotzen musste.
Mein Tag begann an der W:E:T Stage mit dem Rumänischen Metal Battle Sieger Blacksheep. Die Jungs waren sichtlich nervös, und erst im Laufe des Sets legte sich die Anspannung und das Trio konnte aus sich herausgehen. Ihren Stil definieren die Jungs als Death’n’Roll. Ersteres kann ich durchaus bestätigen.
Ein guter Auftakt des Tages, der noch jede Menge Überraschungen bringen sollte.

 

Headbangers Stage. Die Band bewies eindrucksvoll, dass mit Nippon Metal auch zukünftig zu rechnen ist. Dabei machte vor allen Dingen Sänger Kacchang einen Bomben Job. Schon vor dem eigentlichen Gig animierte er das Publikum mit rhythmischen Schlägen auf seinen Bauch, mitzuklatschen.
Die Mucke der Band aus Tokyo ist Power Metal, stilistisch angelehnt an Helloween etc. Dabei machte auch Gitarrist Matsu mit seinem hohen Gesang großen Eindruck.
Für mich sind Phantom Excaliver unbedingt in einem Atemzug mit Loudness zu nennen und haben durchaus die Chance, eine erfolgreiche internationale Karriere zu starten. Für mich beim WOA2023 DAS musikalische und optische Highlight!

 

Cemican 

Auf der Wackinger Stage spielten nun Mutz & The Blackeyed Banditz. Der Weg zur Bühne war bis zum letzten Tag, der Matschigste auf dem kompletten Gelände und somit ein regelrechter Kampf, dort hinzukommen.
Mutz und seine Banditen lieferten einen fetten Biker Rock, der irgendwie zu den Bodenverhältnissen vor der Bühne passte: rauh und dreckig.
Musikalisch ok, allerdings ließ die Band etwas Action auf der Bühne vermissen.

 

Crossover Thrash Metal Punk Rock hat in diesem Jahr beim Metal Battle in Norwegen das Rennen gemacht und bescherte Wacken die aus Trondheim Stammende Band Ghetto Ghouls.
Die Jungs machten in den zwanzig Minuten Ihres Auftritts keine Gefangenen und rockten die Bühne nach Strich und Faden. Tolles Stage Acting, was mir zu einigen netten Bildern verhalf.

 

Etwas Besonderes erwartete uns nun auf der Louder StageCemican aus Mexico präsentierten der Meute ihren folklastigen Thrash… Oder: ihren thrashlastigen Folk.  
Optisch ein wahrer Hingucker, präsentierten Cemican ein Stück Kultur und Mystik des vorspanischen Mexicos. Packend anzusehen und songtechnisch alles andere als Rohrkrepierer.
Ein toller Auftritt, der sich meilenweit von den meisten Bands des Festivals abhob.

 

The Real McKenzies

Andrelamusia sind der diesjährige Metal Battle Gewinner aus Israel. Die Jungs beschreiben ihren Stil selber als Symphonic Deathcore/Melodic Death Metal, was dann nicht so ganz in mein musikalisches Beuteschema passt.
Allerdings war das Stageacting der Jungs extrem unterhaltsam, und die Leute vor der Bühne gingen steil. Das ist es ja, was bei der Sache rauskommen soll. Somit konnten Andrelamusia ebenfalls mit ihren Auftritt zufrieden sein.

 

Das Metal Battle auf den Philippinen wurde zu Gunsten Redeemed By The Blood entschieden; einer Band, die bereits seit 2010 besteht, offensichtlich aber lediglich lokale Erfolge zu verbuchen hat.
Wacken war nun, wie für alle Teilnehmer des Metal Battles, die Möglichkeit, auch internationale Achtungserfolge einzufahren. Sich dieser Chance offenbar bewusst, legte der Vierer alles in die Waagschale und konnte überzeugen.

 

Erstaunlicherweise stammen The Real McKenzies nicht etwa wie erwartet aus Schottland, sondern aus Vancouver/Kanada. Dennoch liegen die musikalischen Wurzeln definitiv in Europa, gemixt mit Punkrock der späten Siebziger.
Die Band ist durch und durch ein komischer Haufen, versucht auf der Bühne aber eher einen seriösen Anschein zu erwecken.
Für die Wacken Besucher sicherlich ein netter Ausgleich zu Heavy Metal; schließlich hört bei einem Festival auch das Auge mit.

 

Vixen

Vixen brauchten nach ihrer Gründung 1980 ein paar Jahre, bis sie dann mit „Edge Of A Broken Heart“ 1988 den kometenhaften Aufstieg begannen. Die reine Frauenband war damals etwas Besonderes und passte in die damalige Heavy Metal Kultur zwischen Bon Jovi oder Poison glänzend rein.
1991 und 1998 warfen die Damen das Handtuch, entschieden sich aber beide Male, weiterzumachen, was auch richtig war. Denn, und so zeigte der Auftritt auf dem diesjährigen WOA, sind die Mädels auch heute immer noch gut für eine große Bühne (Faster Stage) und hatten nicht das geringste Problem, die abertausend erschienenen Fans glänzend zu unterhalten.
Meine erste Live Begegnung mit Vixen und definitiv eines meiner Highlight.

 

Uriah Heep Gitarrist und Urgestein der britischen Band Mick Box hat alle seine Bandkumpane der Siebziger überlebt und hält die Fahne der Hard Rock Legende hoch. Umso erstaunlicher ist es, dass die regelmäßig erscheinen neue Alben mehr und mehr an Qualität zulegen und Uriah Heep nicht wie viele anderen Rock Dinosaurier, zu zweitklassigen Coverbands verkommt.
Einen großen Anteil am andauernden Erfolg der Band ist sicherlich Sänger Bernie Shaw, der bereits seit 1986 mit von der Partie ist.
Und wie schon 2019, spielten die Briten einen Gig, der allehrenwert war und sowohl das junge als auch das gesetztere Publikum bestens unterhielt.

 

Hammerfall

gehören inzwischen zu den Wacken Stamm Bands. Und wer nun denkt, dass man sich an den Schweden dann doch mal satt sieht, täuscht sich gewaltig. Ich habe Hammerfall unzählige Male gesehen, und es war nicht ein einziges Konzert dabei, wo die Jungs ein enttäuschtes Publikum zurückgelassen haben. Dementsprechend war dann auch zur späten Nachmittagsstunde der Gig der Schweden einfach mal wieder fantastisch, umwerfend, geil….

 

Nach Hammerfall wurde es auf der Harder Stage erst einmal etwas härter. Kreator, einer der Eckpfeiler deutschen Thrashes, gaben mächtig Gas. Schade, dass die Microständer zu weit hinten auf der Bühne standen; denn das Gelände vor der Harder Stage fällt zu der Faster extrem ab, so dass die Bühne kaum einsehbar war. Deshalb saß denn auch der Drummer auf dem schlechtesten Platz überhaupt. Die Saitenfraktion war schon größtenteils schlecht zu sehen/fotografieren. Das Drum Podest war nur noch zu erahnen.

 

Helloween

Für mich sind Konzerte von Black / Death Metal Bands immer eine Herausforderung in zweifacher Hinsicht: zum einen ist es nicht meine favorisierte Musik, zum anderen kann man seinen Hintern darauf verwetten, dass die Licht Bedingungen miserabel sind.
Das hielt mich aber nicht davon ab, Carpathian Forest aus Norwegen (woher auch sonst) an der Headbanger Stage aufzusuchen. Beim Bearbeiten der Fotos muss man sich komplett vom „Standard“ lösen; dann erkennt man tatsächlich den Reiz dieser Bedingungen.

 

Dem Auftritt von Helloween am Abend sah ich ein wenig skeptisch entgegen. Ich hatte sie vor ein paar Monaten in Bochum gesehen. Da war die Setlist klasse, aber der Sound unterirdisch, so dass jede Menge Spaß am Konzert verlorenging.
Anders auf der Faster Stage: Sound klasse, Setlist klasse, Spielfreude klasse. Und rund 50000 Fans, die der Band jede Menge positives Feedback gaben. So und nicht anders sollte ein Helloween Konzert sein!

 

Abbath

Was für ein Gefühls Chaos: vom Happy Metal mit Helloween zum düster Metal zu Abbath auf der W:E:T Stage. Der Norweger machte zum Abschluss meines zweiten Festivals Tages keine Gefangenen und bretterte seinen Set erbarmungslos in die dunkle Nacht.
Natürlich wusste ich, dass nicht nur die Musik für mich eine Herausforderung sein würde, sondern auch später die Bearbeitung der Fotos… Sofern auch nur etwas halbwegs Brauchbares dabei sein würde.
Gute Nacht Wacken.

 

 

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