Wacken Open Air 2023: Tag 4

Geschrieben von Jörg Schnebele // Fotos by Jörg Schnebele JSPics

 

Enemy Inside

Die Wetterprognosen für Samstag waren bestens; dann bekam ich doch morgens um 9:30 noch mal einen heftigen Regenschauer ohne Gnade….
Danach war alles perfekt. Mit Enemy Inside hatte ich einen klasse Start in den Tag. Ich hatte die Band schon länger auf dem Plan; hatte aber leider bisher nie geklappt.
Der Auftritt war klasse, und ich werde mir die Band definitiv bei nächster Gelegenheit wieder anschauen.

 

Masterplan

Es ist die letzten Jahre sehr ruhig um Masterplan geworden. Das letzte (Helloween-Cover) Album kam 2017, das letzte reguläre Studio Album 2013. Das Line Up ist seit 2012 konstant das selbe, und eine offizielle Auflösung oder Unterbrechung gab es nie.
Ich selber habe die Band 2014 das letzte mal gesehen, um so interessanter, wie der live Status Quo der Band ist. Überraschend, dass Masterplan auf der Harder Stage spielten; und ich muss sagen, nicht zu unrecht, denn das Infield war sehr gut gefüllt, und das Publikum war von der Präsentation der Band sehr angetan. Ich für meinen Teil würde sagen: die neun Jahre zwischen den von mir gesehenen Auftritten waren der Band nicht anzumerken.

 

Black Mirrors aus Belgien waren auf der Headbanger Stage mein nächstes Ziel. Die Band um Sängerin Marcella Di Troia versetzte mich musikalisch in die Siebziger, und auch Marcellas ekstatischen Zuckungen ließen Bilder von bekifften Musikern der Flower Power Zeit in meinem Kopf erscheinen.
Ein einzigartiger Auftritt, der mir viel Spaß machte.

 

Ich habe den Eindruck, dass viele Delain Fans die Qualität der Band lediglich an ex-Sängerin Charlotte Wessels festgemacht haben. Nachdem sie 2021 die Band verließ, gaben viele Anhänger keinen Pfifferling mehr auf Delain. Also extrem große Fußstapfen, in die neue Frau am Mico, Diana Leah, ausfüllen musste.
Aber allen Unkenrufen zum Trotz, schaffte es die Band, nachdem sie 2019 in Wacken auf der Headbanger Stage gespielt hatten, 2023 auf die Faster Stage. Das Infield war voll und die Stimmung bestens. Offensichtlich im Vorfeld viel Rauch um nichts. Und man darf nicht vergessen, dass der Rest der Band aus hervorragenden Musikern besteht, die obendrein jede Menge Action auf der Bühne machen. Für mich ein Auftritt ohne Abstriche.

 

Auf Marty Friedman mit Megadeth hatte ich keinen Bock; dafür hatte Herr Mustaine im Vorfeld zu viele (unsinnige) Vorgaben. Also dann zur W:E:T Stage und dort Marty Friedman mit seinem eigenen Set.
Ein klasse Gitarrist, der einen perfekten Set runterriss.

 

Angus McSix

Die Entwicklung von Angus McFive bei Gloryhammer zu Angus McSix in seiner eigenen Band, hat Sänger Thomas Winkler gut getan. Klar wurde das Projekt / die Band in den letzten Wochen extrem gehyped, aber wie der Auftritt auf der Louder Stage gezeigt hat, zu recht.
Klar, man muss auf diese Art von Fantasy Metal stehen, fährt man aber darauf ab, so wird man zu keiner Zeit enttäuscht.
Und dass Herr Winkler auf namhafte Mitmusiker gesetzt hat, macht das Ganze umso reizvoller. Thalìa Bellazecca, die auch schon live bei Frozen Crown ausgeholfen hat, an der Gitarre, genauso wie Sebastian „Seeb“ Levermann sowie Manuel Lotter (ex- Emil Bulls, ex- Rhapsody Of Fire) an den Drums.
Der Auftritt in Wacken hat mir gezeigt, dass Angus McSix als Band definitiv die besseren Gloryhammer sind.

 

Harry „The Tyrant“ Conclin war vom ersten Ton, den er Anfang der Achtziger auf Demo veröffentlicht hat, Kult. Warum? Kann ich gar nicht so genau sagen. Vielleicht, weil er eine Ausstrahlung hatte (und hat), die anderen Musikern nicht in die Wiege gelegt wurde. Vielleicht, weil er mit seinen Bands nie an die Spitze kam… Wer weiß…
Das letzte Mal habe ich Jag Panzer 1997 gesehen; damals leider ohne Kamera im Gepäck. Deshalb gab es nun auf der Headbanger Stage einiges nachzuholen. Und mit Harry und seine Mannen ist immer noch zu rechnen. Seine hartgesotteten Fans feierten die Band nach Strich und Faden ab, so dass Ihn schließlich nach dem Konzert die Rufe seiner Fans dazu bewogen, in den Graben zu springen und unzählige Hände zu schütteln.

 

Burning Witches

Burning Witches mal bei Tageslicht zu sehen, war schon ein besonderes Erlebnis; gerade für uns Fotografen. Man hat bei den Hexen normalerweise nicht allzu gutes Licht und jede Menge Nebel. Nebel gab’s zwar auf der W:E:T Stage auch, aber der Wind sorgte dafür, dass er sich schnell auflöste.
Die Hexen waren wie gewohnt in bester Laune und lieferten einen perfekten Set. Extrem viel Energie, die sich sofort auf das Publikum übertrug.
Das erwartet man von einem wirklich gelungenen Hexentanz!

 

Unbestritten ist die Sängerin Tatiana Shmailyuk bei Jinjer Dreh und Angelpunkt der Ukrainischen Band. Ich denke, dass die drei männlichen Band Mitglieder sich mit der Situation abgefunden haben. Besonders für uns Fotografen hat Tatiana immer etwas Neues zu bieten. ich habe keine zwei Konzerte gesehen, bei denen sie das selbe Bühnenoutfit anhatte.
Aber auch musikalisch überzeugte die Band (mal) wieder und verwandelte das Infield in einen Hexenkessel.

 

Die Wurzeln von The Answer gehen auf alte Rock und Blues Größen zurück, wie z.B. Led Zeppelin oder Free. In dieser Sparte fühlen sich die Nordiren zu Hause und offensichtlich auch sehr wohl. Auf der Headbanger Stage präsentierte sich das Quartett den erschienenen Fans, wobei besonders Sänger Cormac Neeson die Blicke auf sich zog. Ein anständiger Gig, der etwas aus dem Wacken typischen Sound herausfiel.

 

Ereb Altor aus Schweden waren auf Wackinger Stage mein nächster Anlauf Punkt. Die Jungs spielen einen Mix aus Epic Doom, Black Metal und Viking Metal, was für mich recht schwer zu greifen war. Dabei scheinen sich Ereb Altor neuerdings mehr in die Black / Viking Richtung festgelegt zu haben.
Ich hatte vorher noch nichts von der Band gehört (was aber in erster Linie an meiner musikalischen Ausrichtung gelegen haben mag) und war erstaunt, dass sich jede Menge Leute vor der Wackinger eingefunden hatten.

 

Possessed

Die 1983 gegründeten US Death Metal Band Possessed waren in den Achtzigern für alle eine Offenbarung, denen Slayer schon etwas zu zahm waren. Die Band nun auf der Louder live zu erleben, war für mich schon etwas Besonderes.
Sänger Jeff Becerra, der 1990 bei einer Schießerei von mehreren Kugeln getroffen wurde und seitdem querschnittsgelähmt ist, meistert seinen Job im Rollstuhl glänzent. Wenn man bedenkt, welche Schwierigkeiten man besonders auf Tour hat, ist ihm jedes Konzert hoch anzurechnen.
Berücksichtigt man, dass Possessed lediglich drei reguläre Studio Alben veröffentlicht haben, so ist der Auftritt beim WOA anno 2023 umso denkwürdiger.

 

Evergrey aus Schweden spielten auf der Headbanger Stage. Obwohl ich ziemlich auf die Musik der Band stehe, habe ich es tatsächlich bisher nie geschafft, mir die Jungs mal live reinzutun, und das, obwohl es die Combo bereits seit 1995 gibt.
Wacken sei Dank ergab sich nun die Möglichkeit, und ich muss sagen, dass ich nicht enttäuscht wurde. Ein toller Auftritt, den ich bei nächster Gelegenheit noch einmal wiederholen werde.

 

Warkings

Ein kleiner Sprung von der Headbanger rüber zur Wackinger Stage, wo nun Warkings auf die Bretter gingen. Ich habe die Band jetzt schon etliche Male gesehen, weil mir zum einen die Musik gut gefällt, zum anderen die Show der Band einzigartig ist. 
Warkings hatten bisher auch immer das Glück, dass sie, selbst, wenn sie als Support für andere Bands dabei waren, immer ihre komplette Show auffahren durften und so dem Publikum die bestmögliche Unterhaltung bieten konnten.
So natürlich auch in Wacken; und dass der Tribun und seine Horde einen Siegeszug feierten, brauche ich ja gar nicht erst zu erwähnen.

 

Kollege Thorsten Seiffert hatte mich bereits im letzten Jahr in Wacken hier und da bewogen, mir die eine oder andere Band anzuschauen, die ich selber gar nicht auf dem Schirm hatte. So auch in diesem Jahr, als er mir Heaven Shall Burn ans Herz legte.
Ursprünglich wollte ich zeitgleich Schandmaul fotografieren, hatte ich diese doch in meiner ursprünglichen Planung. Dass Schandmaul aber den Wacken Auftritt gecancelt hatten, erfuhr ich erst kurz vorher, so dass ich der Empfehlung mit Heaven Shall Burn folgte. Und was soll ich sagen? Klasse Empfehlung! Musikalisch nicht hundertprozentig auf meiner Wellenlänge, war der Fotograf in mir aber vollauf begeistert. So begeistert, dass ich mir dann zu Hause die Alben der Thüringer Band zu Gemüte führte.

 

Der W

Seit dem Erscheinen des Debüt Albums „War And Pain“ 1984, versuche ich die Musik von Voivod zu verstehen. Aber irgendwie verschließt sich da jegliche Verbindung zu meinem Hirn.
Ich gebe aber nicht auf, und deshalb war als nächstes für mich der Auftritt der Kanadier auf der W:E:T Stage angesagt. Leider wieder ohne den erhofften Erfolg; aber wenigsten kamen bei der Sache (und das bei sehr schlechten Lichtverhältnissen) ein paar brauchbare Bilder heraus.

 

Wacken 2023 kommt (für mich) langsam zum Ende. Als letzten Act schaue ich mir „Der W“ auf der Headbanger Stage an. Stephan Weidner, Basser der Böhsen Onkelz, startete sein Soloprojekt bereits 2008 und hat unter seinem Namen auch beachtlichen Erfolg.
Ich habe weder „W„, noch die Onkelz jemals live gesehen. Natürlich stehen vor der Headbanger in erster Linie seine und Onkelz Fans, aber ich habe den Eindruck, dass auch jede Menge Leute, so wie ich, Stephan Weidner das erste Mal erleben.
Der Auftritt ist solide und nimmt das Publikum vom ersten Ton an mit. Und dass, obwohl hinter uns allen anstrengende (aber tolle) vier Tage Festival liegen. Daumen hoch!

 

Nachwort:

Das Wacken Open Air 2023 ist Geschichte. Trotz der anfänglichen unsäglichen Schwierigkeiten, haben es die Macher geschafft, relativ schnell alles in gewohnten und geplanten Bahnen umzusetzen.
Natürlich ist und war es bitter für die Leute, die umkehren mussten.
Aber bei allem, was bei so einer chaotischen Lage zu berücksichtigen ist, meine Hochachtung an Thomas und Holger.
Und nun freuen wir uns auf 2024, hoffentlich mit deutlich besseren Bedingungen.

 

 

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