Wacken Open Air: Freitag Tag 3

Als 1975 Cherie Currie im zarten Alter von 15 Jahren mit den Runaways auf die Bretter stieg, waren die meisten von Euch noch ein Fettauge in der Fleischsuppe, wie meine Schiegermutter immer zu sagen pflegte. Ausgebeutet von Produzent, Mnagement und Plattenfirma, war die Erfolgskurve zwar ziemlich steil, aber auch sehr kurz. Übrigens neben Cherie waren u.a. noch Joan Jett und Lita Ford mit von der Partie. Sich in Korsage und Strapsen auf der Bühne zu präsentieren, war Cheries eigene Entscheidung. Einige Jahre später hätte sie darauf wohl verzichtet. Leider kam die Solokarriere von Cherie nie richtig in Gang. Dass sie nun in Wacken auf der W:E:T Stage spielte, war für so alte Säcke wie mich eine Offenbarung. Die jung gebliebene Dame hat immer noch jede Menge Pfeffer im Arsch und ist beileibe bestens bei Stimme. Ich bin dankbar, dass ich mir ihre Live Präsens anschauen konnte.
Ein perfekter Start in Wacken Tag 3.

Massive Wagons auf der Headbangers Stage hatte ich ursprünglich gar nicht auf der Liste. Dass ich sie dennoch gesehen und fotografiert habe, freut mich im nachhinein, weil auf der Bühne jede Mange Action angesagt war. Ein toller und kurzweiliger Auftritt der Briten, der mir dauerhaft im Gedächtnis bleiben wird.

Als Sonata Arctica 1999 ihr erstes Full Length Album „Ecliptica“ auf den Markt warfen, hatten mich die Finnen sofort als Fan gewonnen. Ich muss gestehen, dass ich einige spätere Alben nicht ganz so prickeln fand, aber unterm Strich trotzdem komplett auf meiner Wellenlänge. Ich habe es tatsächlich nie geschafft, die Band live zu sehen und war dementsprechend extrem aufgeregt und in freudiger Erwartung. Eine tolle Band, eine tolle Live Präsenz!!

Die Jungs von Skiltron machen immer wieder Spaß! Sie vermitteln eine absolute Publikumsnähe (auch wenn man sie nur auf der Bühne sieht), und reißen sich immer extrem den Arsch auf. Sänger Paolo Ribaldini, der seit 2022 mit im Boot ist, hat der Band noch einmal gutgetan und rundet das Gesamtbild ab. Wer Skiltron noch nie live gesehen hat, sollte versuchen, sie irgendwo auf Tour zu erwischen. Es lohnt sich!

Die Blues Pills habe ich auf allen vergangenen Touren verpasst. Nun in Wacken auf der Louder Stage war es für mich endlich soweit. Frontfrau Elin Larsson, die die Bandaktivitäten auf Grund einer Babypause auf Eis gelegt hatte, war extrem agil und lief über die Bühne, dass es extrem schwierig war, Bilder von ihr zu schießen. Für mich ein interessanter Auftritt, weil ich nicht hundertprozentig mit der Musik der Schweden warm werde. Live aber definitiv eine andere Geschichte.

Ich muss gestehen, dass ich auf den Auftritt von Alcatrazz auf der Headbyngers Stage sehr gespannt war. Eigentlich konnte ich mir die Band ohne Graham Bonnet am Micro nicht wirklich vorstellen. Dass Dougie White das letzte Album eingesungen hat, war schon grenzwertig. Nicht, dass Doogie kein guter Sänger ist. Aber für mich gehört bei Alcatrazz definitiv Herr Bonnet dazu. Dass in Wacken nun aber noch nicht einmal Doogie, sonder Giles Lavery hinter dem Micro stand, war schon sehr verstörend. Und auch in Bezug auf Giles gilt: ein top Sänger… Aber, inzwischen ist Alcatrazz eher eine Cover, respektive Tribute Band…. Schade.

Wenn Beast In Black die Bühne entern, dann ist Spaß angesagt, die hier und da in Übermut ausarten kann. So auch auf der Faster Stage, als sich Sänger Yannis Papadopoulos vor lauter Begeisterung fast auf die Fresse gelegt hat. Klar ist die Bühnenpräsentation einstudiert; aber wenn’s geil aussehen soll, ist das nötig. Die Musik der Finnen eh Massen kompatibel und somit eroberten Beast In Black die Massen vor der Bühne im Sturm.

Für mich ging es weiter zur Wasteland Stage, wo Embryonic Autopsy aus den USA spielten. Derber Death Metal der lediglich als Farbtupfer die grünen Haare von Basserin Kenxi zuließ.

Von der Xandria Originalbesetzung (1994) ist nur noch Gitarrist Marco Heubaum mit von der Partie. Ansonsten hat sich das Personal Karussell bei den Bielefeldern extrem gedreht. Am Micro, seit 2022 dabei Ambre Vourvahis, die einen super Job gemacht hat und ihren Vorgängerinnen in nichts nachstand. Die Headbangers Stage war der geeignete Auftrittsort für die Band, die auch amtlich ablieferte.

Unlängst hatten wir vom Hellfire eine Akkreditierungsanfrage an den Veranstalter der Feuerschwanz Tour geschickt und die Rückmeldung erhalten, dass die Band nur noch ganz große Medien berücksichtigt. Wie bitte? Wer zum Geier sind Feuerschwanz? Die neuen AC/DC? Was ist das denn für eine plakative Scheiß Rückmeldung gewesen?!? So etwas Großkotziges bei einer Band „mittleren“ Größe habe ich lange nicht mehr gehört. Absolut lächerlich! Erstaunlicherweise gab es dann in Wacken keinerlei Beschränkungen für Fotografen. Nun, ich habe meine Bilder für unser Magazin gemacht. Aufgabe erledigt; und jetzt können uns Feuerschwanz auf ihre schwarze Liste setzen.

Nachtblut ist so eine Band, die man, so glaube ich, ohne Ende fotografieren kann und nie den Eindruck bekommt, man hätte jetzt alle Möglichkeiten mit der Band ausgeschöpft. Tolle Live Performance der Osnabrücker auf der Wackinger Bühne mit einer total begeisterten Meute davor.

Dass Gene Simmons noch nichts von Rente wissen will, zeigt er dieser Tage, indem er gerade mit seiner eigenen Band tourt und offensichtlich jede Menge Spaß dabei hat. Ein wichtiger Stopp der Tour die Harder Stage in Wacken. Nicht nur, dass der alte Knabe (möge er mir diese Redewendung verzeihen) einen tollen musikalischen Set runterreißt, er ist auch immer noch der geborene Entertainer. Das störte ihn nicht im Geringsten, dass er mit denen auf die Bühne gerufenen Kindern seine Spielzeit arg in Verzug brachte. Sehr geil Herr Simmons!!

Primal Fear sind dieses Jahr extrem unterwegs. Anfang des Jahres mit U.D.O. zusammen auf Tour; jetzt ein Festival nach dem anderen… Läuft für die Band. Und die Jungs sind mit ihrer Musik voll auf der Wellenlänge der meisten Headbanger, somit volles Haus vor der, wie solls auch anders sein, Headbangers Stage. Mächtig Stimmung gemacht. So muss Metal, aber leider das letzte Mal in dieser Besetzung.

Viking Metal aus Norwegen war als nächstes auf der Wackinger Stage angesagt. Einherjer sind wohl eine der dienstältesten Bands dieses Genres und schon seit 1993 unterwegs. Es gab eine Schaffenspause zwischen 2004 und 2008, seitdem prügeln die Jungs wieder ihre nordische Mythologie mit Ur-Basser und Ur-Drummer unter die Leute. Cooler Set!

Für mich persönlich waren Blind Guardian an diesem Tag die eigentlichen Headliner. Das Infield war erwartungsgemäß proppenvoll und das Volk huldigte den Krefeldern aus vollen Kräften. Ist aber auch keine Kunst, denn Blind Guardian wissen die Fans immer bestens zu unterhalten und was ihr Repertoire an fantastischen Songs angeht: da haben die Jungs echt ein Luxusproblem. Wieder mal ein fantastischer Auftritt einer überaus sympathischen Band!

Von Blind Guardian auf schnellen Sohlen zur Louder Stage, um Pain zu sehen und zu fotografieren. Obwohl musikalisch nicht ganz auf meiner Wellenlänge, ist für mich die Person Peter Tägtgren überaus interessant. Er hat so viel Charisma, dass es für einen Fotografen eine Bereicherung ist, ihn fotografieren zu dürfen. Er ist so dermaßen ausdrucksstark, wirkt nie aufgesetzt sondern ganz natürlich und stellt sich in jeder Sekunde seiner Bühnenpräsentation einzigartig dar. Wahnsinn. Optisch eines DER Highlights des diesjährigen Wackens für mich.

Korn waren als Headliner am Freitag gesetzt. Das Management suchte sich die Fotografen an Hand der Pit-Pass Liste aus und filterte schon ziemlich drastisch. Was dann aber uns Fotografinnen und Fotografen als Vertrag vorgelegt wurde, war eine Unverschämtheit schlechthin. Inklusive Abtretung aller Rechte an den eigenen Bildern; aber das war nur ein kleiner Teil der Dreistigeiten. Ich weiß nicht, ob die Band über diese Modalitäten überhaupt informiert war. Das Management erwies ihren Schützlingen allerdings damit einen Bärendienst, denn fast alle Kolleginnen und Kollegen weigerten sich, den Vertrag zu unterzeichnen. Das Management sah einem leeren Pit entgegen und wies das WOA Presseteam ziemlich kurzfristig an, nun alle Kolleginnen und Kollegen anzuschreiben und deren Zulassung bei Unterschrift auf dem Vertrag zuzulassen. Leider folgten einige diesem Aufruf; sehr schade. „Standhafte“ Kolleginnen und Kollegen posteten nun Korn Bilder von der vergangenen Tour, bei der es keinen Vertrag gab.

Ich widmete mich indes anderen Bands, die sich freuen, wenn sie beim WOA abgelichtet werden, und machte mich zur Wasteland Stage zu Ignea aus der Ukraine auf. Die Band um Frontfrau Helle Bogdanova hatte ich schon einmal im Kubana gesehen. Eine tolle Truppe, die auf ganzer Linie überzeugte.

Auf Unleash The Archers hatte ich mich ganz besonders gefreut. Es ist viele Jahre her, dass ich die Kanadische Band gesehen habe. Allerdings schafften es die Lichttechniker der Headbangers Stage, mir meine Freude zu verhageln. Extrem miserables Licht gemischt mit unnötig viel Nebel versagte es mir, auch nur ein einzig vernünftiges Bild hinzubekommen.

Die Berliner Truppe Knorkator ist schon ein seltsamer Haufen. Man kann über die Musik der Band sagen was man will. Wenn es um Entertainment geht, liegen Knorkator ganz weit vorne.
Dass dann Sänger Stumpen die Fotografen und Fotografinnen im Pit auffordert, auf die Bühne zu kommen, war schon etwas Besonderes. So hautnah habe ich noch nie Bands fotografiert.

Als die Finnen The 69 Eyes 1989 anfingen, schwammen sie auf der Glam/Sleaze Welle mit, ohne sich wirklich abheben zu können. Um so mehr war ich überrascht, dass sie immer noch mit von der Partie sind und weiterhin Alben veröffentlichen.
Ich habe nie so wirklich den Zugang zur Band gefunden, muss aber nach dem Auftritt auf der W:E:T Stage gestehen, dass The 69 Eyes mich gepackt haben. Die Szene ist deutlich offener geworden, so dass die unterschiedlichsten Stilrichtungen respektiert werden. Tolle Überraschung!

 Tobias Sammet kleckert nicht, er klotzt!! Jeder, der einmal eine Avantasia Show miterlebt hat weiß, dass hier nicht nur etwas für die Gehörgänge sondern auch für die Augen getan wird. Alleine auf einem Festival die Bandeigen Bühne in so kurzer Zeit aufzubauen, ist schon eine grandiose Leistung. Und Herr Sammet spart gewiss nicht an vielen Kleinigkeiten, die dann ein ganz Großes ergeben.
Und natürlich auch musikalisch wieder vom Feinsten. Der einzige Wehrmutstropfen ist, dass man eine Show mit wechselnden Sängerinnen und Sängern nicht komplett fotografieren darf. Da sollte Herr Sammet mal über seinen Schatten springen.

Watain sind musikalisch mal gar nicht meinen Geschmack; was aber die Show der Schweden angeht, sind sie der absolute Hammer. Atemberaubend, was einem da auf der Louder Stage geboten wurde. Extrem aufwendige Bühnenaufbauten mit jeder Menge Gimmicks. Da stand ich im Fotograben und hoffte nur, dass wenigsten ein paar Bilder etwas werden würden. Eine Show der Spitzenklasse!

Ein langer dritter WOA Tag geht mit Unto Others aus Portland/Oregon auf der Headbangers Stage für mich zu Ende. Es ist 01:30, als ich ziemlich geschafft Richtung Auto Gehe/humple. 14,5 Stunden Foto-Marathon mit 23 Bands. Mein Tagesrekord für Wacken.
Unto Others habe ich bereits vor einiger Zeit einmal Nähe meines Heimatortes im Siegburger Kubana gesehen. Die Band hat mir mit ihrem Mix aus traditionellem Metal und Gothic gut gefallen, so dass ich sie mir gerne noch einmal in Wacken angesehen habe. Hat sich gelohnt. Toller Tagesabschluss für mich.

 

Für Euch vor Ort: Jörg Schnebele und Klaus Saalfeld

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