Geschrieben von Marco Gräff
Band: Warrel Dane
Album: Shadow work
Genre: Power / Progressive Metal
Plattenfirma: Century Media Records
Veröffentlichung: 26.10.2018
Fast ein Jahr ist es nun her, das Ausnahmesänger WARREL DANE am 13. Dezember 2017 starb. Und falls hier jetzt jemand auf die naheliegende Idee kommt, das Label versuche nun das musikalische Erbe von ihm zu verwursten, dem sei gesagt, WARREL DANE verstarb an einem Herzinfarkt während der Aufnahmen zu seinem zweiten Solo Album SHADOW WORK.
Während sein erstes Solowerk schon zehn Jahre zurück liegt, fand sich der Sänger schon 2014 mit einigen brasilianischen Musikern zusammen um gemeinsame Ideen zu verwirklichen. Hauptsächlich bekannt wurde WARREL DANE durch seine beiden Bands ‚Sanctuary‘ und natürlich ‚Nevermore‘. Bei letzterer tat sich seit 2011 nicht mehr viel, mit ‚Sanctuary‘ brachte man immerhin noch mal zwei Alben heraus. Die ersten seit 1991.
Nun ist es wie es ist, WARREL DANE, ein begnadeter Sänger und Songwriter, wollte ein zweites Solo Album veröffentlichen, dessen Entstehung er nicht mehr mitbekommen sollte. Aber die Band entschloss sich, nachdem man sich das bereits vorhandene Songmaterial und die Gesangsaufnahmen genauer durchsah, im Sinne von DANE das Album SHADOW WORK fertigzustellen. Zur Freude tausender Fans weltweit.
Es steht außer Frage, dass WARREL DANE viel zu früh gegangen ist, und nicht nur ich, der ‚Nevermore‘ schon 1996 auf einer ihrer ersten Konzerte in Deutschland gesehen hat, wünschte mir neues Material von der Band aus Seattle. Leider ist das nicht mehr möglich. Zwar macht sich gerade eine andere Band auf, dieses Erbe anzutreten (‚Witherfall‘ – diese veröffentlichen am 02.11.18 ihr zweites, sehnlichst erwartetes zweites Album), doch einen WARREL DANE kann man nicht ersetzen.
Umso mehr freut es mich, dass SHADOW WORK nun erscheint, und ich muss sagen, ich hatte keine große Erwartungen an das Album. Eher dachte ich an ein durchschnittliches Album (wie z. B. „Made in Heaven “ von ‚Queen‘, bei dem auch „gefundene“ Gesangsaufnahmen von Freddie Mercury verwurstet wurden). Doch zum Glück war das Konzept und die Musik um die Stimme schon fertig und mussten nur noch aufgenommen werden. Somit kann man sagen, so wie SHADOW WORK letzten Endes nun klingt, so hätte sich WARREL DANE das auch vorgestellt und gewünscht.
Und wo WARREL DANE draufsteht, ist auch WARREL DANE drin. Ein Mix aus seinen erfolgreichen Bands ‚Sanctuary‘ und ‚Nevermore‘, wobei letzere mehr Wiedererkennungswert abgibt. ETHEREAL BLESSING bleibt dabei noch zu vernachlässigen, ein kurzes Intro, die orientalischen Klänge verwundern zuweil. MADAME SATAN steigt dann gleich richtig ein und weckt Erinnerungen an die Glanzzeiten von ‚Nevermore‘ wie „Dreaming Neon Black“ oder „Dead heart in a dead world“. Und es fällt schon hier auf. Mr. Dane agiert viel facettenreicher mit seiner begnadeten Stimme als bei seinen früheren Hauptbands. Im Laufe der Platte erklingen auch mal Growls, die man so zuvor nur selten zu Gehör bekam.
DISCONNECTION SYSTEM bleibt dem eingeschlagenen Weg treu, vielleicht etwas düsterer (etwas Doom Einschlag) und mit fetteren Riffs als beim Song zuvor, glänzt mit ein paar schönen Soli und einem melodischen Refrain. Geiler Song! AS FAST AS THE OTHERS beginnt richtig stark, mit doppelte Leadgitarren und hymnischen Melodien. Wieder ein typischer ‚Nevermore‘ Song im Mittempo mit fettem Groove, epischen Momenten und leicht melancholischem Einschlag.
SHADOW WORK zeigt WARREL DANE von der Neo-Thrash Seite. Steht im gut. Druckvoll knallt der Titelsong aus den Boxen und man ist gewillt sofort mitzugehen. Düstere Vocals, nahe am Growling, melodischen Akzente und fette Riffs. Der Song braucht zwar einen Moment um zu zünden, aber es wird! Mit THE HANGING GARDEN geht dann richtig die Post ab. Schnell, progressiv, episch, geil.
Doch das war alles noch gar nichts. Mit RAIN kommt ein echter Kracher, ein wahres Highlight! Traurig, von epischer Tragweite und gespickt mit zeitlosen Riffs und Melodien. Mit dramatischen Zwischenspielen und nachdenklichen Interaktionen. Wahnsinn, was in dem Song alles passiert. Und eine Gesangsleistung vor dem Herren. Vielleicht der beste Song den Warrel Dane je eingesungen hat (abgesehen von „The Heart Collector“ )
Zum Schluss gibt es mit MOTHER IS THE WORD FOR GOD noch einmal fast zehn Minuten Power Prog vom feinsten. Inklusive Streicher Intro und alles wofür ich ‚Nevermore‘ und Warrel Dane immer geliebt habe. Ein wahres Epos am Schluss, welches mich dann doch noch mehr in Melancholie versinken lässt. Der letzte Songs von WARREL DANE!
SHADOW WORK ist ein richtiger „Grower“. Das Album steigert sich von mal zu mal, kein Song der nicht gefällt. Meine Begeisterung steigt je öfter ich das Album höre. So facettenreich, kurzweilig und einfach nur stark. Als Nevermore Fan der ersten Stunde kann ich SHADOW WORK nur empfehlen. So bleibt ein lachendes Auge ob der starken Platte und ein viel größeres, weinendes Auge, zu wissen, dass dies wohl das letzte Album eines der besten Sänger der je ein Metalalbum eingesungen hat, geworden ist. Ein absolut würdiges Vermächtnis! Ich verneige mich!
Von mir gibt es 9,5 von 10 Hellfire-Punkten!
Tracks:
1 – Ethereal blessing
2 – Madame Satan
3 – Disconnection system
4 – As fast as the others
5 – Shadow work
6 – The hanging garden
7 – Rain
8 – Mother is the word for God
Line-Up:
Warrel Dane – Vocals
Thiago Oliveira – Guitars
Johnny Moraes – Guitars
Fabio Carito – Bass
Marcus Dotta – Drums
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