Geschrieben von: Marco Gräff // Fotos © by Nancy Nern
Jahrhunderthalle Frankfurt // 27.01.2019. Da muss ich doch schon etwas weiter zurückdenken, wann ich so ein Spektakel und geiles Konzert zuletzt erlebt habe. Ehrlich gesagt habe ich so etwas auch nicht wirklich erwartet. Die australischen Surfer Boys PARKWAY DRIVE gaben sich die Ehre um in der Frankfurter Jahrhunderthalle ihr aktuelles Album REVERENCE live vorzustellen. Zugegeben, die Tage zuvor (und auch jetzt noch) lief das Album bei mir rauf und runter. Zu geil und vollgepackt mit Hits ist das Album. Und dabei kannte ich die Band bis vor einem Jahr nur vom Namen her. Als aber dann die Tour bekannt gegeben wurde, mit KILLSWITCH ENGAGE und THY ART IS MURDER als Support, war klar, ich musste da hin und das Hellfire dort vertreten. Den Fotografenpart überließ ich diesmal gerne meiner lieben Kollegin Nancy, und wie man an den Bildern sehen kann, war das absolut die richtige Entscheidung.
Die Parkplatzsituation war an diesem Sonntagabend etwas angespannt, hatte ich so auch noch nicht erlebt. Auch der Grund wieso wir erst kurz vor knapp in der schon sehr gut gefüllten (ausverkauften) Halle eintrafen. So blieb nur ein eher bescheidener Platz am linken Rand. Doch die Akustik in der Jahrhunderthalle ist meistens sehr, sehr anständig, somit stellte der suboptimale Stehplatz in der Hinsicht nicht wirklich einen Nachteil dar. Wie schon zu erwarten (und auch zu befürchten) war ein Großteil der Zuschauer sehr jung, weiblich und hysterisch. Aber gut, soll mich nicht wirklich stören, wir waren auch schon mit 15 auf den ersten Metal Konzerten, nur haben wir damals nicht so die Sänger angehimmelt, geschweige denn angeschrien.
Der Opener in Gestalt der ebenfalls aus Australien stammenden Combo THY ART IS MURDER konnte da auch nichts entgegensetzen. Trotz brutalem Sounds, ihr Deathcore kam meiner Meinung nach nicht wirklich so gut an, wie bei den folgenden Bands. Was zum einen auch am zu fetten Sound lag. Etwas übersteuert klang das alles zu Beginn, Bass und Riffs kamen zu undifferenziert aus den Boxen. Sänger CJ McMahon sang zwar alles in Grund und Boden, doch zwischendurch wirkte er etwas neben der Spur. Schlechte Witze und Rülpser inklusive. Da gab es die After-Show-Party wohl schon vor dem Gig. Musikalisch ging das den meisten nicht so wirklich ab, und nach einer knappen halben Stunde war dann auch schon Schluss. Eigentlich schade, denn gerade das aktuelle Album „Dear Desolation“ (Review) mit ihrem wieder zurückgekehrten Sänger hat eigentlich genug gute Songs zu bieten. Leider sprang der Funke nicht wirklich über. Da half es auch nicht, als McMahon beim dritten Song „Death Dealer“ auf dem Wellenbrecher stand und den Kontakt mit den Fans suchte. Denn sonst agierte die Band sehr verhalten. Nur der Frontman hüpfte eben mit seiner Kapuze auf dem Kopf wild von links nach rechts.
Knapp 20 Minuten blieben zwischen den Auftritten um sich Luft zu verschaffen und den Hopfenpegel wieder auszugleichen. Unter ‚Thin Lizzy’s‘ „The Boys are back in town“ traten die amerikanischen Metalcore Giganten KILLSWITCH ENGAGE auf die Bühne um gleich mit „Strength of the mind“ in die Vollen zu gehen. Von Anfang an war da mehr Leben vor und auf der Bühne. Ist aber ja auch kein Wunder, mittlerweile hat die Band aus Westfield (MA) einige geniale Alben am Start, mit noch mehr genialen Songs, die an die diesem Abend gefeiert werden durften. Auch vergessen ist mittlerweile der zwischenzeitliche Sänger Howard Jones, denn Jesse Leach lieferte einen sehr starken Auftritt ab. Genau wie der Rest der Band. 50 Minuten waren trotz der gespielten „The end of heartache“, „The arms of sorrow“, „My last serenade“ und „Numbered Days“ einfach zu kurz. Doch die leichte Enttäuschung endete schon bald. Die Erlösung nahte in Gestalt von PARKWAY DRIVE!
Im Fakelgeleitzug kamen die fünf Hauptdarsteller durch die Menge auf die Bühne. Das war schon eine fette Inszenierung, wie die Jungs unter frenetischem Jubel die Bühne betraten und gleich mit „Wishing wells“ dermaßen loslegten, als wäre es der letzte Auftritt. Beim folgenden „Prey“ dachte ich schon, jetzt ist der Höhepunkt erreicht. Was die Menge da feierte und mitsang, rumsprang und einfach Party machte, erlebt man so nicht oft auf Konzerten. Und auch Sänger Winston McCall rang des Öfteren nach Worten, so unglaublich genial war die Stimmung. Und das übertrug sich auf fast alle im Saal. Selbst ich hatte Spaß wie lange nicht mehr. Aber auch kein Wunder, sieht man sich mal die letzten beiden Alben der Band an. Hits, Hits, Hits. Von REVERENCE spielte man ganze acht Songs, von IRE immerhin auch noch fünf. Egal ob „Vice grip“, „Writings on the wall“ und „Dedicated“ oder „Chronos“, „Absolute Power“ und „The void“. Die Menge flippte regelmäßig aus und sang lautstark mit. Ein Spektakel. Und zwischendurch gab es auch mal etwas Zeit zum Luft holen. Etwa als zu „Writings on the wall“ und „Shadowboxing“ die Band von vier Cellistinnen, bzw. einem Kontrabass auf der Bühne unterstützt wurden. (Diese wurden natürlich auf Hebebühnen gekonnt in Szene gesetzt.)
Mit „Wild Eyes“ und „Chronos“ gab es dann noch mal auf die Mütze, und auch mit Pyro und Feuer wurde hintenraus nur selten gespart. Den emotionalen Höhepunkt setzte dann die Darbietung von „The colour of leaving“, bei der Sänger McCall inmitten des Publikums vor dem Technikpult erhöht mit Unterstützung einer Streicherin den Song mit Klos im Hals und Tränen in den Augen sang. Ganz stark. Danach folgte das Finale furioso. Erst wurde das riesige Logo gekonnt hinter der spektakulären Bühne in Szene gesetzt, um danach die halbe Bühne in Brand zu setzten. Es muss schon recht heiß gewesen sein, denn Winston McCall kam Oberkörperfrei auf die Bühne zurück um die letzten beiden Songs „Crushed“ und „Bottom feeder“ zum besten zu geben. Dazwischen mussten die Zuschauer noch vor ihm auf die Knie gehen, um dann gemeinsam wie wild auf und ab zu hüpfen. Ein wahrhaft denkwürdiges Konzert.
Ich bin absolut der Meinung, das war schon das Konzert Highlight des Jahres. Viel kann da nicht mehr kommen. Da müssen sich die Berufspyromanen aus Berlin ebenso anstrengen wie die Thrash Giganten aus der Bay Area. 90 Minuten „Absolute Power“ und Party ohne Ende. Ich bin begeistert!
Setlist Killswitch Engage
Strength of the mind
The end of heartache
Beyond the flames
My curse
Rose of sharyn
The arms of sorrow
Hate by design
Always
My last serenade
Numbered days
In due time
Setlist Parkway Drive
Wishing wells
Prey
Carrion
Vice crip
Karma
Cemetery bloom
The void
Idles and anchors
Dedicated
Absolute power
Writings on the wall
Shadow boxing
Wild eyes
Chronos
The Colour of leaving
Crushed
Bottom feeder
Hier gehts zu den Fotogalerien © Photos Nancy Nern
Thy Art Is Murder
Killswitch Engage
Parkway Drive
Weitere Infos:
Parkway Drive
Killswitch Engage
Thy Art Is Murder
Jahrhunderthalle Frankfurt
Manfred Hertlein Veranstaltungs GmbH