Geschrieben von Katja Maeting
Band: While She Sleeps
Album: So What?
Genre: Metalcore
Plattenfirma: Sleeps Brothers / Spinefarm Records
Veröffentlichung: 01. März 2019
Ich behaupte ja immer wieder, While She Sleeps wären nicht so meins. Warum sich dann allerdings die halbe Diskografie der Jungs aus Sheffield in meiner Plattensammlung befindet und ich auch heutzutage noch regelmäßig Songs wie „No Sides, No Emenies“ oder auch „Empire Of Silence“ abfeier … keine Ahnung 😉 Wobei ich mit dem letzten Album „You Are We“, mal abgesehen von besagtem Track, irgendwie nie so richtig warmgeworden bin und „Brainwashed“ bevorzugt habe. Ab sofort sind allerdings beide abgemeldet, denn mit ihrem neuen Album haben die Fünf ein richtig schön fettes Brett mit all ihren Trademarks gezaubert. „So What?“ beinhaltet all das, was While She Sleeps schon immer ausgezeichnet hat: explosiver Sound, fette Singalongs, catchy Hooks, tolle Breakdowns und keinen Bock auf Pausen. Aber diesmal alles in noch besser.
Die inzwischen vier veröffentlichten Singles haben dies schon deutlich gemacht, aber die Band hat auf dem Rest des Albums doch noch so einiges in petto. Hier gibt’s keine Klischee-Schablonen, While She Sleeps bauen um ihre bekannten Stärken herum ein gefälliges Soundgerüst aus alten und neuen Ideen und machen dabei jedes Mal ihr eigenes Ding daraus. So holt ein Song wie „Inspire“ die jetzt enttäuschten Fans der mittleren Schaffensphase von Bring Me The Horizon ab und suchtet sie auf While She Sleeps um. In den Strophen musikalisch aufgelockert agierend, hält sich die instrumentale Melodielinie stabil im Hintergrund und gibt Frontmann Lawrence Taylor den Einzelauftritt im Rampenlicht, bevor im catchy Ohrwurm-Refrain alles kompakt und druckvoll zusammenfließt, sich nach Aktivität schreiend aus den Boxen wuchtet und noch eine markante Elektro-Hookline hinterher schiebt. Der langgezogene Breakdown-Part fügt sich stimmig in das eher locker-treibende Gesamtkonzept ein und die anschließende Bridge fließt in einen getragenen leicht bombastischen Part aus, bevor sich der Chorus zum Schluß hin noch mal extra schön im Gehörgang festsetzt.
Der Titeltrack überrascht dann mit einer luftigen Eröffnung im Alternative Metal-Stil, bevor die Riffs klare Heavy-Kante beziehen und ein Wechselspiel aus vollendeten und rudimentären Melodien einleiten, mit entsprechend veränderlichem Fokus auf die Rhythmus-Fraktion. Die Dynamik des Tracks wechselt dabei von entspannt zu leicht drückend bis hin zu eindringlich und bedrohlich-rasend und entlädt sich schließlich in einem wuchtigen Breakdown. Gesanglich reicht die Bandbreite dabei von weichen Cleans über aggressiv aufgeladene Shouts bis hin zu Chorgesang. Bei „Set You Free“ bewegen sich While She Sleeps dann stellenweise Richtung Ballade, die musikalisch sehr entfrachtete Einleitung nimmt nur langsam Fahrt auf, stabilisiert das musikalische Gerüst in der zweiten Strophe merklich und schiebt im Pre Chorus das Pedal kräftig Richtung Boden um dann in einem getragenen, wuchtigen Mid Tempo Chorus zu münden. Erneut ein Track, der mit Tempo- und Stilwechseln auffällige und interessante Dynamik aufbaut.
Bei „Back Of Mind“ soll es nach offiziellen Gerüchten ein nicht gelistetes Feature von Shvpes-Frontmann Griffin Dickinson geben. Nach einigem Rätselraten und internen Beratungen (ich bin nicht wirklich Kennerin der Dickinson-Familie) überlege ich immer noch, ihm u.a. den Rap-Part zuzuschreiben, was ich eine amüsante Symmetrie zum letzten Shvpes-Album fände, wo sie Matt Heafy einen entsprechenden Part verpasst haben. Wobei dieser Gesangs-Stil zumindest diesem Dickinson junior ja nicht wirklich fremd ist. Ansonsten kommt auch „Back Of Mind“ abwechslungsreich daher und baut, ausgehend von einem hohen Grundniveau, immer wieder neuen Druck auf. Dabei vereint er gekonnt verschiedene Stilmittel, immer dominiert von den melodischen Elementen, die mal eher gediegen, meist aber kraftvoll und mit prägnanten Riffs ausgestattet ins Gehör brettern und einem schönen Breakdown als extra Sahnehäubchen.
Natürlich gibt es auch Songs auf „So What?“, die nicht ganz so geil zünden wie ihre Nachbarn auf der Trackliste, dazu gehört für mich z.B. „I’ve Seen It All“, das zwar auffälliges Riff mit eingängigen Singalongs kombiniert und auch schön zwischen aufgelockerten und druckvollen Passagen wechselt etc., aber gegen seine Musterschüler-Geschwister halt den Kürzeren zieht. Aber 11 Songs von der Qualität würden immer noch ein tolles Album ergeben, also klares Luxusproblem. Ich fürchte, so langsam wird es in meinen Top 10 des Jahres 2019 schon kuschelig voll, denn auch wenn mich die „You Are We“-Anhänger jetzt der Blasphemie bezichtigen, While She Sleeps liefern hier für mich ihr bislang bestes Album ab. Definitiv reinhören.
Von mir gibt es 9 von 10 Hellfire-Punkten.
Trackliste:
01. Anti-Social
02. I’ve Seen It All
03. Inspire
04. So What
05. The Guilty Party
06. Haunt Me
07. Elephant
08. Set You Free
09. Good Grief
10. Back Of My Mind
11. Gates Of Paradise
Line-up:
Lawrence Taylor – Vocals
Sean Long – Guitar
Mat Welsh- Guitar / Vocals
Aaran Mckenzie – Bass
Adam Savage – Drums
Weitere Infos:
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