Geschrieben von: Marco Gräff // Fotos © by Marco G.
Schlachthof Wiesbaden // 02.05.2019. Seit letztem Jahr sind erst 15 Jahre, doch gefühlt gibt es EISBRECHER schon viel länger. Auf sieben Alben haben es die sympathischen Jungs um Frontsau Alex Wesselsky gebracht. Im Oktober letzten Jahres dann die Best Of „EWIGES EIS – 15 Jahre Eisbrecher“. Und natürlich muss ein solches Jubiläum auch mit den Fans gefeiert werden. Vier exklusive Shows durften es dann in Deutschland sein. Der Schlachthof Wiesbaden war die zweite Station der Tour, wo vor gut 18 Monaten der „Eisbrecher“ zum letzten Mal vor Anker ging.
Damals war die ‚Unzucht‘ als Support dabei, dieses Mal die neu gegründete und gerne als „All-Star-Band“ genannte Gruppe FAELDER. All-Star deshalb, da die fünfköpfige Gruppe aus Mitgliedern von ‚Unheilig‘, ‚In Extremo‘ und der Band ‚108 Fahrenheit‘ besteht. Und Wiesbaden war der erste zweite Auftritt der Band, die am 30.11.2018 ihr Debüt Album veröffentlicht haben. Daher ließ es sich Alex Wesselsky, Kopf und Sänger der Band EISBRECHER auch nicht nehmen, FAELDER persönlich anzusagen. Natürlich nicht ohne seinen bekannten Charme und Witz. Auch Äpfel und Möhren spielten dabei eine Rolle. Er ist und bleibt ein Entertainer, was er auch später bei seinem Konzert mehrfach bewies.
FAELDER, die noch als FAEHRMANN mit dem Schreiben ihres Debüts begannen, waren zu Beginn sichtlich nervös auf der großen Bühne des Schlachthofs. Vor allem Sänger Kai Niemann merkte man das noch nach drei Songs an. Dabei ist sein angenehm klingender Bariton das große Erkennungsmerkmal in der Musik von FAELDER. Keine Frage, der Einfluss, bzw. die Vergangenheit von ‚Unheilig‘ wiegt deutlich mehr als die von ‚In Extremo‘. Düstere, melancholische Pop / Rock Musik mit leichtem Hang zum Dark und Gothic Rock. Ich muss gestehen, der Auftritt der Band gefiel mir deutlich besser als ich zuvor befürchtet hatte. Vor allem Songs wie „Ich bin schon tot“ haben nicht nur bei der immer mehr mitgehenden Menge Eindruck hinterlassen. Man sollte die Band trotz aller Vorurteile mal im Auge behalten. Ein unspektakulärer, aber nachhaltiger Auftritt.
Sichtlich gerührt von den Reaktionen der Wiesbadener bedankten sich FAELDER nach gut 40 Minuten vom Publikum.
Die Umbaupause zog sich in die Länge, der große, bekannte Vorhang mit dem Bärenschädel vor gekreuzten Eispickeln, deutete schon groß an, was gleich folgen würde. Fast pünktlich fiel dieser nach dem Intro zu den ersten Tönen von ZWISCHEN UNS und ab ging die Lucie. Es sollten fast zwei Stunden werden, die EISBRECHER nutzten, um Songs ihrer ganzen Schaffensperiode zu performen. Wild sprang man durch die jeweiligen Alben, und am Ende waren es 20 Songs, die eigentliche keine Wünsche mehr offen ließen. PHOSPHOR, ANTIKÖRPER, PROTOTYP oder HIMMEL, ARSCH UND ZWIRN. Die Fans waren natürlich begeistert. Und ich einmal mehr von den Sprüchen und Ansagen von Alex Wesselsky. Sein obligatorischer Seitenhieb auf die Pressefotografen im Graben sorgt immer wieder für Schmunzeln. Genauso wie der Versuch, Gitarrist Jürgen und später Schlagzeuger Achim dem Publikum für ein Schäferstündchen anzubieten.
Aber auch die Fans bekamen ihr Fett weg. Zum Beispiel wenn ein Kerl im ‚Heldmaschine‘ Shirt nicht mitsingt, „obwohl dieser es sollte, wenn er dieses Shirt schon trage – dann solle er sich am Merchstand doch ein ordentliches kaufen“. Oder der Typ mit der ‚Eskimo Callboy‘ Mütze, den Alex als Rapper einstufte. Aber auch sonst nahm der Sänger das Publikum in die Pflicht. Wie beim Einklatschen zum Song PROTOTYP, oder wenn er bei 1000 NARBEN den Fans am Graben das Mikro vorhielt und die mehr oder weniger schräg mitsangen. Kurz vor Ende des regulären Sets kam dann noch der politische Seitenhieb und Alex stand am Rednerpult im roten Licht und stimmte das Lied von „Biene Maja“ an. Welches der ganze Saal natürlich lauthals mitsang. Was folgte war THIS IS DEUTSCH.
Zwischendurch hatten auch Noel Pix an der „Maschine“ und Achim Färber am Schlagzeug die Gelegenheit, ein kurzes Solo zu geben. Bei HIMMEL, ARSCH UND ZWIRN kam die Konfettikanone zum Einsatz und Alex legte einen kurzen Jodel Auftritt hin. Wie man ihn eben so kennt. Nach THIS IS DEUTSCH war dann erst mal Schluss. Doch wie es sich gehört, gab es Zugaben. Ganze fünf Stück. Angefangen mit VERRÜCKT über STURMFAHRT hin zu WAS IST HIER LOS. Und dann kam das sehnlichst erwartete MISTSTÜCK. Da geht die Menge immer besonders mit. Und da darf dann gerne mal auch ROCK ME AMADEUS eingeworfen werden, und der Song endete in einem wüsten Death / Thrash Finale, bei dem Noel Pix noch mal richtig aus sich rausgehen durfte. Und ganz am Schluss wurde es dann mit HERZDIEB dann doch noch mal romantisch. Die Band verschwand dann anschließend unter der Bühne in ihrem Käfig, um kurz darauf mit kleinen Stoffeisbären zurück zu kommen. Diese wurden wie üblich in die Menge befördert, wobei es sich Alex nicht nehmen ließ, diese mit Ansage und ordentlich Schmackes gezielt in die erste Reihe zu feuern. Der Mann hatte mal wieder tierisch Spaß an diesem Abend und das merkte eine jede / ein jeder / ein jedes im Saal und ließ sich von der guten Laune anstecken. Einmal mehr hat der Schlachthof bewiesen, dass er feiern kann. Und EISBRECHER einmal mehr, dass sie eine verdammt geile Live Band sind! Gerne und jederzeit wieder!
Setlist Eisbrecher
Intro – Ewiges Eis
Zwischen uns
Der Wahnsinn
Phosphor
Antikörper
Fehler machen Leute
Augen unter null
Amok
Eiszeit
Leider
So oder so
Prototyp
Himmel, Arsch und Zwirn
Herz aus Eis
Drum Solo / Maschine
1000 Narben
This is Deutsch
Verrückt
Sturmfahrt
Was ist hier los
Miststück (inkl. Rock me Amadeus)
Herzdieb
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