Wintersun – The Forest Seasons

Geschrieben von Jörg Schnebele
Band: Wintersun
Album: The Forest Seasons
Plattenfirma: Nuclear Blast
Veröffentlichung: 21. Juli 2017

 

Im Jahr 2004 ließ mich die Veröffentlichung des Debütalbums von Wintersun aufhorchen; die Kombination von brutalster Härte und harmonischer Melodie riss mich in ihren Bann und verbreitete in mir eine Erwartungs-Unruhe das Folgealbum betreffend.

Erst acht Jahre später sollte meine Sehnsucht nach neuen Wintersun Songs gestillt werden: „Time1“ erfüllte alle Wünsche, Hoffnungen und scheinbar nicht umzusetzende Erwartungen.
„Time 1“ knallte gleich vom ersten Anhören und rotierte Wochenlang in meinem CD Player.

Die Sucht, endlich „Time II“ in den Händen zu halten stieg ins Unermessliche; ein Gefühl von Entzug, der sich quälend in meinem Kopf festsetzte.

Geschlagene fünf Jahre später sollte es nun soweit sein: Wintersun‘s Album Nummer drei wurde angekündigt. Aber zu meinem großen Entsetzen nicht „Time II“, sondern „The Forest Seasons“.
„Was soll das denn?“ Unverständnis, Enttäuschung und Trauer befielen mich.

Sollte Jari Mäenpää bereits nach zwei Alben die Kreativität ausgegangen sein, dass er in einem Anflug von Dahinvegetieren einfach ein Album mit halbherzig komponierten Songs veröffentlicht?

Mehr als enttäuscht und extrem widerwillig legte ich „The Forest Seasons“ in den Player. Alles in mir sträubte sich, das vier Stücke Werk anzuhören….
Und der erste Durchlauf war dann auch erst ernüchternd…. Was hatte ich erwartet? Wohin sollte die Reise gehen?

Nach dem ersten Hören machte ich erst einmal ne Pause und legte etwas anderes auf….
Die Gedanken in meinem Kopf über das eben Vernommene verwirrten mich… Aber warum? Wurde ich enttäuscht? War nicht Wintersun drin, wo Wintersun draufstand?

Ok, also zum zweiten Durchlauf; und dieses Mal versuchte ich zu verdrängen, dass auf dem Cover statt „The Forest Seasons“ eigentlich „Time II“ hätte stehen sollen.
Und nun eröffnete sich mir die Botschaft!! Wie konnte ich zweifeln, mit mir hadern? War ich beim ersten Durchlauf derart verblendet, dass ich gar nicht hören wollte, welche genialen, fantastischen Tracks da auf dem Album sind?

Vier Songs mit einer Spieldauer von 54 Minuten; abwechslungsreich, experimentell, brachial und zärtlich zugleich.
Wäre das Thema nicht um die vier Jahreszeiten und einem mystischen Wald komponiert worden, hätte man mir „The Forest Seasons“ durchaus als das erwartete „Time II“ verkaufen können.

Da, wo fünf Jahre zuvor „Time I“ aufgehört hatte, setzt „The Forest Seasons“ an.

„The Forest Seasons“ braucht die Zeit des Hörers. Flüchtiges Mithören geht gar nicht. Man muss sich auf das Werk einlassen, ohne irgendwelche Ablenkungen. Dann wird man sich der Qualität, der Genialität bewusst.

Jari Mäenpää und Konsorten packen mich, wie fünf Jahre zuvor: verträumte Melodien, orchestrale Klänge und die Urgewalt finnischer Aggression!
Welche Jahreszeit mich nun mehr in den Bann zieht? Kann ich nicht sagen: ob es nun der aufblühende Frühling, der träumerische Sommer, der unheilvolle Herbst oder der traurige Winter ist…

Die vier Songs von „The Forest Seasons“ bringen jeder für sich so viel Abwechslung, Spannung und Überraschungen, dass man mit durchschnittlich 13 Minuten Track-Länge die vier geilsten Achterbahnfahrten geliefert bekommt, die man sich wünschen kann.

Wintersun haben unbestritten einen weiteren Meilenstein in der Metal-Geschichte hinterlassen.
Nach „Time I“ konnte man eine weitere Steigerung eigentlich nicht mehr erwarten (dürfen).
Mit „The Forest Seasons“ haben die Finnen bewiesen, dass auch Unmögliches machbar ist.

Mit „The Forest Seasons“ haben Wintersun ihren berechtigten Platz im Metal Olymp bestätigt und gefestigt.
Die bereits in unendlichen Höhen gelegte Messlatte wurde erneut erreicht und übersprungen.
Wie zum Geier soll das Niveau beim nächsten Mal getoppt werden?
Aber, das ist eine andere Geschichte….

Tracklist:

  1. Awaken From The Dark Slumber (Spring)
  2. The Forest That Weeps (Summer)
  3. Eternal Darkness (Autumn)
  4. Loneliness (Winter)

Mehr Infos:

https://www.facebook.com/wintersun/

 

 

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