Geschrieben von Marco Gräff
Band: Witherfall
Album: Curse of autumn
Genre: Progressive / Power / Dark Melodic Metal
Plattenfirma: Century Media
Veröffentlichung: 05.03.2021
Album Nummer drei steht vor der Tür. Wurde auf „A prelude to sorrow“ (2018) noch der Verlust von Ur-Drummer Adam Sagan verarbeitet, der das Debüt eingetrommelt hat aber die Veröffentlichung nicht mehr erlebte, zeigen sich WITHERFALL auf CURSE OF AUTUMN davon endlich befreit. Düster ist das ganze zwar immer noch sehr deutlich, aber weniger auf persönlichen Verlust ausgelegt. Man kann also sagen, die US-Amerikaner um Sänger Joseph Michael (auch ‚Sanctuary‘) und Gitarrist Jake Dreyer (jetzt nicht mehr ‚Iced Earth‘) haben endlich ihren Frieden mit dem herben Verlust gemacht und werden jetzt erst so richtig durchstarten.
Nach dem Intro könnte schon laut Titel The last scar darauf hinweisen, doch thematisch geht es auf dem neuen einstündigen Werk mehr um den Ärger und die Missstände, welche den beiden Bandköpfen in jüngster Vergangenheit immer wieder entgegenschlugen. Das wirkt sich natürlich auf die Musik aus. Deutlich härter gehen WITHERFALL auf der neuen Langrille zu Werke. Da gibt es Thrash und Speed Metal Attacken, (wie in The last scar und The unyielding of each passing day), man geht deutlich geradliniger vor, die Songs kommen schneller auf den Punkt und auch gesanglich gibt sich Joseph Michael deutlich härter und variantenreicher als zuletzt.
Nehmen wir mal das Glanzstück der Platte, Tempest. Mit Death Metal lastigem Beginn, vielen Growls und diversen Stimmungen wird hier sehr deutlich die härtere, aber auch progressive Seite ausgelebt. Insgesamt geht CURSE OF AUTUMN aber doch direkter und mehr geradeaus in die Ohren. Was natürlich dem Hörfluss und -genuss förderlich ist. As I lie awake ist da das beste Beispiel, besonders der melodische Refrain. Dagegen steht dann wieder eine Nummer wie das aggressive The other side of fear, oder als dessen krasses Gegenstück, die zu Beginn noch akustische Ballade The river, die sich zu einer Power Ballade entwickelt. Die zweite Nummer dieser Kategorie ist die doomige Nummer Another face, die am Ende durch den großartigen Gesang sogar noch Gänsehaut erzeugt. Und nicht zu vergessen, am Schluss der Platte die akustische Coverversion Long time (im Original von ‚Boston‘).
Über allem, selbst noch über Tempest, steht aber die 15 Minuten Nummer …and they all blew away. Recht passender Name möchte man meinen, wenn man sich diesen genialen Song mal ganz bewusst reinzieht. Hier darf Jake Dreyer sein ganzen Können aufbieten. Von akustischen, von Folk geprägten Spielereien über derbe, kraftvolle Riffs, zu progressiven, an John Petrucci erinnernde Spielweisen. Und auch Jospeh Michael bietet seine komplette, stimmliche Bandbreite auf. Da gehen die beiden Jungs in der Rhythmusfraktion schon beinahe unter. Aber nur fast.
Dass das alles klanglich so wunderbar harmoniert und klingt ist wohl auch ein Verdienst von Dreyer’s ehemaligem Brötchengeber Jon „The Patriot“ Schaffer. Gegen Ende letzten Jahres war man noch stolz, ihn als Produzenten an Bord zu haben, das dürfte sich nun auch geändert haben. Wie dem auch sein.
All das ändert nichts daran, dass WITHERFALL mit CURSE OF AUTUMN ihr bisher stärkstes Werk abgeliefert haben! Spätestens hiermit dürften die Jungs sich an die Spitze der US Amerikanischen Power Metal Bands spielen und in einem Atemzug wie ‚Nevermore‘, ‚Sanctuary‘, ‚Metal Church‘, (auch ‚Iced Earth‘) und ‚Savatage‘ genannt werden. Und die Platte auch als zukünftiges Referenzwerk in Sachen Dark Melodic / Progressive Power Metal gelten. Eine der besten Veröffentlichungen in diesem Jahr – Pflichtkauf!
von mir gibt es 9,5 von 10 Hellfire-Punkten
Tracks:
01 – Deliver us into the arms of eternal silence
02 – The last scar
03 – As I lie awake
04 – Another face
05 – Tempest
06 – Curse of autumn
07 – The unyielding of each passing day
08 – The other side of fear
09 – The river
10 – …and they all blew away
11 – Long time (Boston Cover – acoustic version)
Line-up:
Joseph Michael – Vocals, Keyboard
Jake Dreyer – Guitars
Anthony Crawford – bass
Marco Minnemann – Drums
Alex Nasla – Live Keyboards
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