Witzki Visions – „Meistens habe ich beim Hören des Songs auch schon immer Bilder vor Augen…“

© Witzki Visions

Die Bands und Musiker auf der Bühne sieht und kennt jeder. Aber es gäbe keine Musik, keine Shows und keinen Erfolg ohne die Leute im Hintergrund, seien es Plattenfirmen, Produzenten, Veranstalter und viele mehr.

Wir möchten euch ein paar der Menschen vorstellen, die für und mit den Musikern arbeiten und sie auf ihrem Weg unterstützen.

Diesmal sprachen wir mit Mirko Witzki von Witzki Visions, dem kreativen Kopf hinter zahlreichen Musikvideos.

HF: Die meisten unserer Leser kennen deinen Namen wahrscheinlich nur von diversen Musikvideos, aber das ist ja nur ein kleiner Teil deiner Tätigkeit. Stell doch bitte erstmal vor, was Witzki Visions alles macht.

Mirko: Ein kleiner und auch großer Teil meiner Berufung als Filmemacher. Musikvideos sind immer mein Herzblut, auch wenn es mittlerweile weit darüber hinausgeht. Ich bin mit meinen Visualisierungen sehr breit gefächert, neben Bands reicht das zum Beispiel auch in den Fashion Bereich, wo ich schon an einem Filmprojekt auf der New York Fashion Week arbeiten durfte und das Label „Grubenhelden“ mittlerweile seit 4 Jahren mit Bewegtbild begleite. Aber auch Kinoproduktionen in eigener Sache sind ein großes Thema, seit meinem Kurzfilm „Catching Glimpse“, der 2019 Premiere feierte und auf Blu-Ray veröffentlicht wurde, habe ich in der Filmregie Blut geleckt und arbeite derzeit an meinem ersten Full-Length-Kinofilm.

HF: Wie bist du dann dazu gekommen, Musikvideos zu machen und was reizt dich an dieser Tätigkeit so sehr, dass du es seither regelmäßig machst? Gibt es bei der Herangehensweise eigentlich grundsätzliche Unterschiede zu anderen Filmprojekten?

Mirko: Das Besondere an Musikvideos ist, dass es keine Grenzen gibt. Das hat mich schon immer fasziniert. Ich arbeite gerne mit abstrakten Bildern, die sich zusammen mit dem Song und der Performance der Band visuell ins Auge drücken. Und diese Darstellungen gehen immer wieder in ganz neue Richtungen; für mich als Filmemacher wird es in diesem Genre nie langweilig. Hinzu kommt das Arbeiten mit immer neuen Leuten auf Augenhöhe – ich sehe eine Band nie wirklich als Kunden sondern schnell als Freunde, dementsprechend ist auch die Atmosphäre am Set bei mir immer locker und dennoch produktiv. Man merkt, dass sich das auch in den Bildern widerspiegelt.

HF: Was waren für dich bisher die absoluten Highlights in diesem Bereich? Konntest du schon mit absoluten Wunsch-Bands zusammenarbeiten oder ganz spezielle Ideen/Video-Konzepte umsetzen? Und was waren bisher so die größten Pannen, die bei einem Videodreh passiert sind?

© Witzki Visions

Mirko: Das absolute Highlight ist für mich auf jeden Fall das Reisen. Ich komme sehr viel herum, sehe besondere Orte, die ich sonst vielleicht nie bewusst ansteuern würde. Ich durfte bereits Musikvideos im Getümmel von New York, im heftigen Schneesturm auf Island oder an der Spitze des Kraters eines riesigen Vulkans auf Sizilien umsetzen. Das sind Momente, die man so schnell nicht mehr vergisst. Mittlerweile konnte ich tatsächlich schon mit einigen Bands arbeiten, die ich selbst in meiner Jugend gehört habe, wie zum Beispiel Dream on Dreamer. Das inspiriert. Pannen hielten sich bei mir tatsächlich bisher meist in Grenzen, bis auf dass mal ein Dreh komplett abgebrochen werden musste als bereits das Set stand, aufgrund starken Regens. Meine Lieblingsstory ist dennoch der Tritt in die Eier, als ich dem Sänger mal zu nah mit der Kamera kam und dieser gerade einen Kickflip performte. In dem Moment, während ich dann erstmal zehn Minuten am Boden lag, dachte ich nur: „Immerhin besser als der vernichtende Tritt in meine Technik“

HF: Nachdem du ja schon viele Musikvideos mit den unterschiedlichsten Bands realisiert hast, was würdest du vor dem Hintergrund deiner Erfahrungen Bands/Künstlern mit auf den Weg geben, die ihr erstes Video drehen möchten? Was sollte man von Anfang mit bedenken, welche Fehler unbedingt vermeiden?

Mirko: Man sollte definitiv nicht zu platt denken, besonders nicht beim Auftakt. Macht euch wirklich Gedanken, was ihr mit eurer Musik ausstrahlen wollt und erarbeitet euch ein Konzept, welches visuell wirkt. Sei es in der Story oder auch im Auftreten von euch als Gruppe – ein starkes Gesamtbild macht eine Menge aus. Und wenn das Budget noch nicht ganz so groß ist, lieber etwas warten, sparen und in ein Musikvideo investieren, welches euch als Debüt wirklich glücklich macht. Musikvideos sind das stärkste Medium, um die erste Single in den sozialen Medien an die breite Masse zu bringen, und ein gut durchdachtes Video, bei dem jede kleine Facette stimmig ist, verstärkt die Wirkung des Songs um das Vielfache.

HF: Aktuell ist die Situation für alle Kreativen ja schwierig, aber gibt es Projekte, an denen du zur Zeit arbeitest oder die dieses Jahr noch anstehen? Was ist eigentlich schwieriger für dich in der Umsetzung: wenn jemand mit einer haarklein ausgearbeiteten Idee zu dir kommt oder wenn du ohne jeglichen Anhaltspunkt tätig werden sollst?

Mirko: Man sollte die Situation definitiv ernst nehmen, allerdings auch nicht nur das Negative sehen. Ich arbeite zurzeit viel an Konzepten und kann auch Projekte voranbringen, welche schon lange auf dem Tisch lagen. Ich kann endlich wieder an meinem Kinofilm scripten oder auch einfach mal nur wieder meine Homepage aktualisieren. Es stehen aber auch bereits viele coole und auch große Drehs an, die in Planung sind. Für mich ist dabei die goldene Mitte immer am Besten: Die Band hat eine Grundidee, in welche Richtung sich das Ganze bewegen soll. Meistens habe ich beim Hören des Songs auch schon immer Bilder vor Augen und basierend auf der groben Richtung entwickle ich Storylines, Emotionen und Welten, die aus meinem Kopf entspringen und letztendlich mit dem Song zusammen einen neuen, kleinen Musikfilm entstehen lassen.

HF: Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen dir alles Gute für die Zukunft und sind gespannt, was wir als nächstes von dir sehen werden.

Interview: Katja Maeting

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