Hey NOAF! Lauter und Härter dürfte bisher kein Neuborn Open Air Festival gewesen sein

Neuborn Open Air Festival 2024 in Wörrstadt // © by Marco G.

 

Geschrieben von Marco Gräff // Fotos © gräffiX by Marco G

 

Neuborn Open Air Festival Wörrstadt // 23.-24.08.2024. 2017 resümierte ich noch „Rheinhessen wie es singt und kracht“. Als Anlehnung an die Karnevalsveranstaltung aus Mainz, die jährlich im öffentlich rechtlichen TV gezeigt wird. Auch in diesem Jahr passt die Überschrift mehr denn je. Lauter und Härter dürfte bisher kein Neuborn Open Air Festival gewesen sein. In diesem Jahr kamen besonders Fans der extremeren Spielart des Metal auf ihre Kosten.

The Tex Avery Syndrome

Das begann schon mit dem Freitag Opener THE TEX AVERY SYNDROME. Modern Metal / Metalcore aus Frankfurt mit growlender Frontfrau. Das Quartett machte seine Sache echt gut. Animierte schon früh einige Besucher vor die Bühne, trotz gleißender Sonne und Hitze. Etwas schade im Anschluss den Slot von GROZA so früh zu platzieren. Die Black Metal Band aus Bayern hätte für meine Begriffe in die Dämmerung gehört. Der Auftritt an sich war eher von statischem Verhalten geprägt, Respekt bei Hitze total schwarz vermummt auf den Brettern zu stehen. Musikalisch mein Highlight des gesamten Festivals. Melodic Black Metal wie ich ihn liebe. Show technisch nichts Großartiges. Auch Ansagen gab es keine. Einmal die Bemerkung „Für Mike!“ Alles in allem gerade für mich ein Auftritt mit bleibendem Eindruck. Allein durch Musik.

Mister Misery

Als drittes standen die „bunten Vögel“ MISTER MISERY aus Schweden auf der Bühne. Die Band erlebt gerade einen regelrechten Schub. Mit ihrem selbst ernannten Horror Metal begeistern sie besonders die junge, vor allem weibliche Metal Gemeinde. Sie allein darauf zu reduzieren wird deren Kunst aber nicht gerecht. Die vier Jungs, bei aller Theatralik und Show, die da geboten wurde, verstehen ihr Handwerk und sind absolute Profis. Auch ich brauchte Zeit das zu akzeptieren. Aber die Jungs werden ihren Weg gehen.

Unearth

Danach stürmten KNIFE mit tief schwarzem Speed Metal die Bühne und waren so das krasse Gegenteil der Vorband. Kein Sound aus der Dose, alles handgemacht, straight, laut (sehr laut) und direkt in die Fresse. Das war schon amtlich. Ähnlich verhielt es sich mit UNEARTH, die danach das Feld umgraben sollten. Metalcore / Deathcore aus den Staaten mit satten Breakdowns und ohrenbetäubendem Klang. Selbst ganz hinten ging das nur mit Ohrstöpseln. Die Menge hatte dennoch Spaß, was nicht wenige Circle Pits beweisen sollten.

Primordial

Wirklich ruhiger wurde es nicht, aber tiefgründiger und mit der einsetzenden Dunkelheit mystischer und eindringlicher. PRIMORDIAL von der grünen Insel boten ein grandioses Erlebnis an Pagan / Epic Black Metal der Spitzenklasse, was auch zu großen Teilen Frontman und Sänger A.A. Nemtheanga zuzuschreiben war.

Carcass

Eine absolute Erscheinung dieser Mann. Ein hervorragendes Konzert noch dazu. Wird nicht nur bei mir nachhaltig in Erinnerung bleiben. Zum Abschluss eines schon großartigen Freitages feuerten CARCASS aus allen Rohren. Die dienstälteste Band auf dem NOAF prügelte ihren Grindcore / Death Metal mit aller Macht auf die verbliebenen Metal Heads vor der Bühne ein. Ein würdiger Schlusspunkt eines langen Tages.

 

Der Samstag begann schon heiß und sollte noch heißer werden. Umso erfreulicher, dass sich schon zahlreiche Fans beim regionalen Opener GREÑAS auf dem Infield einfanden. Sie zollten der jungen Band mehr als Respekt und feierten trotz der hohen Temperaturen den perfekten Start in den Tag. Das Quartett zeiget eine Mischung aus Indie Rock, Grunge und Alternative Rock, was augenscheinlich gut ankam. Und gegen Ende ihres knapp halbstündigen Sets, ging die Band auch mal aus sich heraus und legte die Nervosität ab. Guter Einstand.

Stallion

Wie am Tag zuvor folgte schon an zweiter Stelle mein Tages Highlight. STALLION vertraten den traditionellen, klassischen Heavy Metal. Und trafen somit auch den Geschmack zahlreicher Old School Fans. Ein Energie geladenes Set mit teils politsicher Message. Beeindruckend.

Wucan

WUCAN im Anschluss schlugen in eine völlig andere Kerbe. Die Band aus Dresden holte ihren verpassten Auftritt vom Vorjahr nach und punktete mit einer ausdrucksstarken Frontfrau, 60/70er Jahre Retro Rock und mit ein paar technischen Problemen, konnte aber mehr als nur Sympathiepunkte sammeln. Ein schönes Kontrastprogramm zum folgenden Metal Gewitter.

Ghost kid

Denn ab jetzt war Schluss mit lustig. BODYFARM aus den Niederlanden walzten mit ihrem Dutch Death Metal den Neuborn um, die folgenden GHOST KID boten Metalcore mit reichlich Breakdowns und Fan Nähe. Schon beim zweiten Song begaben sich zwei Musiker inmitten eines Circle Pits vor die Bühne. Auch optisch hatte die Band einiges zu bieten. Hier war was los.

Walls Of Jericho

Mit WALLS OF JERICHO gab sich eine Urgewalt am Mikro die Ehre. Die einzige reine Hardcore Band des Festivals mit weiblichem Fronter lieferte den totalen Abriss. Shouterin Candace Kucsulain verausgabte sich total, obwohl sie nach eigener Aussage eine wenig krank sei. Ihr Lieblingswort, welches sie nicht müde wurde rauszuschreien, fängt übrigens mit „f“ an…

Es blieb kaum Zeit zum Luft holen. Nur ein kurzer Regenschauer nach WALLS OF JERICHO sorgte kurz für Abkühlung. Es folgten COMBICHRIST, die stampfend Industial Metal und harte Elektro Beats nach Wörrstadt brachten. Hartes wie tanzbares Erlebnis. Selten so viele Metalheads tanzen sehen.

Triumph Of Death

Und dann folgte eine Legende auf den Fuß und der Regen setze auch wieder ein. Vor Jahren war Thomas Gabriel Fischer alias Tom G. Warrior mit seiner mittlerweile Hauptband „Trypticon“ schon einmal auf dem Neuborn. Daran erinnerte sich auch der Schweizer Gitarrist und Sänger. In diesem Jahr galt die Aufmerksamkeit den Frühwerken seiner ersten Band HELLHAMMER. Vorgetragen von TRIUMPH OF DEATH. Eine reduziertes, rohes Klangerlebnis von Songs einer Band, die eigentlich nie ein offizielles Studioalbum aufnahm. Der Ruhm und Legendenstatus basiert allein auf Demo Aufnahmen und wenigen EPs. Wie man auch dazu stehen mag, da haben die Macher vom NOAF 2024 mal wieder eine echte Überraschung aus dem Hut gezaubert. Denkwürdiger Auftritt und genialer Schlusspunkt.

Was am Ende bleibt, ist die erneute Erkenntnis, dass das Neuborn Open Air Festival in Wörrstadt (bei Mainz) zu Recht immer noch festen Fußes in der Festival Landschaft steht. Wer es heutzutage so lange aushält, kann eigentlich nichts falsch machen. Alle Macher und Beteiligten sind mit Herzblut und vor allem ehrenamtlich mit Leidenschaft dabei. Faire Preise, familiäres Ambiente und wie immer ein abwechslungsreiches und stimmiges Line Up. Auch wenn es in diesem Jahr besonders laut und eher für Freunde der extremeren Genres war. Allein ein paar mehr zahlende Gäste hab ich dem Festival gewünscht. Das muss aber ja nicht immer so bleiben. Die ersten 10% der Tickets für das nächste Jahr sind zumindest schon mal verkauft.

Mal gespannt was im nächsten Jahr so passiert und auftritt. Dann feiert das NOAF 20-jährigen Geburtstag. Wenn das mal kein Grund zum Feiern ist. Ich freu mich drauf! #heynoaf

Impressionen vom Wochenende:

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